ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT

Tropische Wolfspinnen (Ctenidae) in Französisch Guyana

Französisch-Guyana beherbergt – wie viele andere tropische Regionen – eine beeindruckende organismische Vielfalt (Biodiversität) in seinen vielfältigen Lebensräumen.

So umfasst die Liste der Entomologischen Gesellschaft Antilles Guyane (SEAG) bereits 14.000 Insektenarten. Auf dieser Datengrundlage wird der Umfang der gesamten Artenvielfalt auf über 80.000 Arten geschätzt.

In verschiedenen Projekten wird seit mehreren Jahren die Pflanzen- und Tierwelt inventarisiert und dabei auch die Verbreitung von Arten sowie die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften (Biozönosen) über alle trophischen Ebenen analysiert. Beispiele sind die Projekte BREGA und DIADEMA, beide gefördert von der Nationalen Forschungsagentur (ANR) über das Zentrum für Studien zur Biodiversität Amazoniens (2013-2015). Ihr Hauptziel ist die (Beta-) Diversität entlang von geographischen und ökologischen Gradienten in den tropischen Regenwäldern des Guyana-Schilds zu untersuchen.

Das Neue an diesen Studien ist der umfassende Ansatz verschiedenste Organismengruppen – Pflanzen, Pilze, Regenwürmer, Gliederfüßer, Fische, Frösche bis hin zur „Großfauna“ (Vögel und Säugetiere) landesweit zu sammeln und zu identifizieren, und damit auch die Grundlage für dauerhafte Sammlungen und Datenbanken des Biodiversitätsbüros von Französisch Guyana (OBAG) zu schaffen.

Aufgrund ihres Artenreichtums, ihrer Häufigkeit und Stetigkeit sowie der Position als Prädatoren in der Nahrungskette sind die Webspinnen (Araneae) eine der Schlüsselgruppen in Wäldern. In den tropischen Wälder Amazoniens sind die nachtaktiven Ctenidae – die tropischen Wolfspinnen – nicht zuletzt durch die beeindruckende Größe einiger Arten besonders auffällig. Sie nehmen im Nahrungsnetz Neotropischer Regenwälder zum einen als sehr effektive Räuber der epigäischen Meso- und Makrofauna am Boden und zum anderen als Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von kleinen Wirbeltieren (Frösche, Echsen, Kleinsäuger) eine bedeutende Rolle ein.

Im Rahmen der beiden oben genannten Projekte wurden mehrere Untersuchungsflächen nach einem optimierten und standardisierten Sammelprotokoll für Spinnen wiederholt besammelt (Vedel & Lalagüe 2013). Dabei wurden verschiedene Methoden wie Klopfschirm, Käscherfänge, Bodenfallen und nächtliches Handsammeln verwendet um v.a. die niederen Straten möglichst vollständig zu besammeln. Dieses Protokoll wurde über die verschiedenen geographischen, Vegetations- und Höhengradienten hinweg durchgeführt.

Die gesammelten Spinnen wurden alle als Morphospezies sortiert und Spezialisten zur Identifikation übergeben. Die Tropischen Wolfspinnen (Ctenidae) wurden 2015 von Vincent Vedel und Hubert Höfer mit Hilfe der Literatur und der Belegsammlung des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) identifiziert. Die Volontärin Lena Enderle fotografierte die Genitalmerkmale zur Morphospezifizierung. Unter dem bestimmten Material befinden sich neue Nachweise von Arten für Französisch Guyana und unbeschriebene Arten, so dass die publizierte Artenliste von Vedel et al. (2013) erweitert wird. Beobachtungen, Nachweise und Fotos zu den Arten werden auf den Webseiten www.wandering-spiders.net präsentiert.

Publikationen:

 

  • Vedel, V., Rheims, C. A., Murienne, J. & Brescovit, A. D. (2013): Biodiversity baseline of the French Guiana spider fauna. – SpringerPlus 2: 1–19.
  • Vedel, V. & Hadrien, L. (2013): Standardized sampling protocol for spider community assessment in the Neotropical rainforest. – Journal of Entomology and Zoology Studies 1: 18–35.