Arachnologische Mitteilungen 35

Humanmedizinisch bedeutsame Dornfinger-Arten 19 mit der von Selbstversuchen durch S ACHER (1990). Demnach verursachen Bisse von C. puntorium in der Regel starke, brennende Schmerzen, die relativ weit ausstrahlen können, verbunden mit lokaler Entzündung oder Schwellung und gelegentlich Taubheit. Im Extremfall waren die Symptome erst nach 10 Tagen vollständig abgeklungen, in keinem Fall waren Folgeschäden zu verzeichnen. Gelegentlich berichtete systemische Reaktionen wie Schüttelfrost, Schwindel- und Schwächegefühle oder Kreislaufzusammenbrüche könnten auch eher auf psychosomatische Ursachen (Angst) als auf die eigentliche Giftwirkung zurückzuführen sein. Die Konsequenzen eines Bisses durch C. mildei sind noch harmloser. Ein kurzzeitiger, starker Schmerz und leichte Hautrötungen waren bei allen Patienten binnen weniger Stunden, längs- tens nach einem Tag, vollständig verschwunden (V ETTER et al. 2006). Kürzlich veröffentlichten S CHMITT & M ALTEN (2007) einen Beitrag über eine vermeintliche Spinnenbissvergiftung durch C. mildei in Baden-Württemberg. Die Symptomatik – u. a. mehrtägiger Dauerschmerz – entspricht eher der Wirkung von verbürgten Bissen durch C. punctorium . Obwohl eine besondere individuelle Sensibilität sicher nicht auszuschließen ist, kann dieser Fall ebenso wenig als verifiziert gelten, da die verursachende Spinne nicht vorgelegen hat. Allein die Tatsache, dass im Wohnbereich nachweislich eine Population von C. mildei lebte, schließt nicht aus, dass die Bissverletzung tatsächlich von C. punctorium herrühren könnte. Beide Arten sind äußerlich von Laien nicht zu unterscheiden. Die Wirkung des Giftes von C. mildei wurde kürzlich auch im Labor untersucht (F ORADORI et al. 2005). Dabei stellte sich heraus, dass es zwar zur Hämolyse von roten Blutkörperchen von Schafen führt, aber weder Hautnekrosen bei Kaninchen hervorrief noch das Enzym Sphingomyelinase D enthält, welches die ernsthaften Nekrosen nach Loxosceles -Bissen verursacht. Dennoch ist C. mildei zu den wenigen etablierten, gebietsfremden Arten in Deutschland zu rechnen, die negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können und somit besondere Beobachtung verdienen. Dank Wir danken Alexander Junghans, Sascha Krenek, Dr. Thomas Voß, Reinhard Baier, Hans-Joachim Sommer und der stellvertretenden Amtsärztin vomGesundheits- amt Delitzsch, Frau Dr. A. Rother, für Informationen zu Fundumständen und Bisssymptomatik. Für die freundli- cheMitteilung unpublizierter Funde danken wir Volkmar Kuschka und Detlef Tolke. Christian Komposch stellte dankenswerterweise Unterlagen zum „Dornfinger-Jahr 2006“ in Österreich zur Verfügung. Peter Sacher und Oliver-David Finch halfen bei der Beschaffung von Literatur. Barbara Thaler-Knoflach gebührt unser Dank für ihr Einverständnis zur Veröffentlichung eines Fotos von Cheiracanthium mildei , und Aloysius Staudt für die Erstellung der Verbreitungskarten. Literatur A RNOLD K. (1990): Über die Bißwirkung von Cheira- canthium punctorium beim Menschen (Arachnida: Araneae: Clubionidae). – Ent. Z. 100: 48-50 B ERTKAU P. (1891): Über das Vorkommen einer Gift- spinne in Deutschland. – Verh. Naturh. Ver. Preuss. Rheinl. 48: 89-93 B RYANT E.B. (1951): Redescription of Cheiracanthium mildei L. Koch, a recent spider immigrant from Eu- rope. – Psyche 58: 120-123 D ONDALE C.D. & J.H. R EDNER (1982): The insects and arachnids of Canada, Part 9. The sac spiders of Canada and Alaska, Araneae: Clubionidae and Any- phaenidae. – Research Branch, Agriculture Canada, Publ. 1724: 1-194 F OELIX R. (1996): Biologie der Spinnen. 2. Aufl., Thieme, Stuttgart u. New York, 331 S. F ORADORI M.J., S.C. S MITH , E. S MITH &R. E.W ELLS (2005): Survey for potentially necrotizing spider ven- oms, with special emphasis on Cheiracanthiummildei . – Comp. Biochem. Physiol. C 141: 32-39 G RASSHOFF M. (1979): Bißverletzungen durch die ein- heimische Dornfingerspinne. – Natur und Museum 109: 287-288 H APP H. & F. H APP (1997): Giftbisse durch Dornfin- gerspinnen ( Cheiracanthium punctorium ) in Kärnten und deren mögliche Verwechslung mit den Bissen von Kreuzottern (Vipera berus). – Carinthia II 187/107: 13-20 H ÄNGGI A. & A. B OLZERN (2006): Zoropsis spinimana ‚ (Araneae: Zoropsidae) neu für Deutschland. – Arach- nol. Mitt. 32: 8-10 H ANSEN H. (1996): L’importenza medica di alcuni ragni viventi negli ambientai urbani di Venezia. – Boll.Mus. Civ. Stor. Nat. Venezia 45 (1994): 21-32 H AUPT J. & H. H AUPT (1993): Insekten und Spinnen- tiere am Mittelmeer. Franckh-Kosmos, Stuttgart. 357 S. H EIMER S. &W. N ENTWIG (1991): Spinnen Mitteleu- ropas. Paul Parey, Berlin u. Hamburg, 543 S. H ERRMANN A., P. S ACHER & D. B RAASCH (1999): Die Verbreitung des Ammen-Dornfingers ( Chei- racanthium punctorium Villers, 1789) im östlichen

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