Arachnologische Mitteilungen 35

Arachnol. Mitt. 35: 21-28 Nürnberg, Juli 2008 Die Pseudoskorpion-Fauna (Arachnida: Pseudoscorpiones) eines Auwaldes bei Ingelheim am Rhein, unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen des trocken-warmen Winters 2006/2007 Michael T. Marx, Oliver Weirich & Gerhard Eisenbeis Abstract : The pseudoscorpion-fauna (Arachnida: Pseudoscorpiones) of a floodplain close to Ingelheim/ Rhine, with special reference to the effects of the dry-warm winter 2006/2007 . From the beginning of May 2005 to September 2007 the pseudoscorpion fauna in a hardwood floodplain forest of the Rhine valley near Ingelheimwas investigated.Altogether 587 individuals representing two species from two families were captured using pitfall traps, trunk eclectors and by litter sieving. The warm, dry winter 2006/2007 exhibited a strong influence upon the activity of Neobisium carcinoides (Hermann, 1804). This winter event was followed by an extreme drought in April 2007, which affected the activity maximum of the corticolous species Chernes hahnii (C.L. Koch, 1839). In 2005 and 2006 the activity maximum of C. hahnii was observed in July, whereas in 2007 maturity was achieved earlier in May. Furthermore 31 individuals of N. carcinoides were captured in trunk eclectors. This climbing behaviour correlates with the presence of Lepidocyrtus lignorum (Collembola: Entomo- bryidae) on the trunks. Keywords : activity, Collembola, drought, false scorpions, Germany, prey capture Ökofaunistische Untersuchungen an Pseudoskor- pionen sind in Mitteleuropa in den letzten Jahr- zehnten sehr sporadisch durchgeführt worden. Erwähnt seien hier nur diejenigen von D ROGLA (1990) (Deutschland; 349 Individuen), H ELVER - SEN (1966) (Deutschland; 554 Individuen) und M AHNERT & H ORAK (1994) (Österreich; 968 Individuen). B RAUN & B ECK (1986) werteten 3777 Pseudoskorpione aus, gesammelt imRahmen bodenökologischer Studien im Schwarzwald. Im Jahr 2004 erschien dann eine ca. 23000 Individuen umfassende Darstellung zur Kenntnis der Pseudo- skorpion-Fauna von Ostdeutschland (D ROGLA & L IPPOLD 2004). Diese Arbeit stellt die bisher um- fangreichste Arbeit über Pseudoskorpione in Mit- teleuropa dar, doch sollen hier die über Jahrzehnte durchgeführten Beobachtungen von R ESSL (1983) nicht ungenannt bleiben. Es gibt nur wenige ökolo- gische Arbeiten über die Pseudoskorpionfauna des Rhein-Main-Gebietes (H ÖREGOTT 1963, H EL - VERSEN 1966). Die Ursachen sind nach D ROGLA & L IPPOLD (2004) in der geringen Anzahl an Be- arbeitern zu sehen.Weitere Ursachen hierfür liegen sicherlich in der häufig unterschätzten ökologischen Bedeutung dieser Tiergruppe, sowie den niedrigen Fangabundanzen, welche in temperierten Zonen mit den standardökologischen Methoden erzielt werden können (G ABBUTT 1970, Y AMAMOTO et al. 2001). Als Grundlage für diese Arbeit standen Fänge aus Bodenfallen, Stammeklektoren und Streugesieben zur Verfügung, welche im Rahmen einer Untersuchung zur Arthropodenfauna eines Auwaldgebietes bei Ingelheim gewonnen wurden. Eine Hauptfragestellung dieser Untersuchung liegt in den Auswirkungen von extremer Trockenheit auf verschiedene Arthropodengruppen (Collembola, Araneae, Carabidae, Myriapoda sowie Opiliones) dieses Auwaldes. Dabei konnte auch eine relativ hohe Anzahl an Pseudoskorpionen gefangen werden, deren Auswertung einige Einblicke in die Ökologie dieser Tiergruppe in demAuwaldhabitat erlaubt. Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet ist eine Hartholzaue bei Ingelheim am Rhein. Der Auwald unterliegt regelmäßigen Frühjahrsüberflutungen unterschied- licher Intensität. Jedoch blieb eine Vollüberflutung seit dem extremen Sommer 2003 aus. Trotz dieses Ausbleibens in den letzten Jahren kann der Auwald aufgrund seiner Nähe zum Rhein wohl noch als eher feuchtes Gebiet angesehen werden. Er liegt innerhalb des Mainzer Beckens und ist Teil des Naturschutzgebietes „Sandlache“, welches zugleich Michael T.MARX, Gerhard EISENBEIS & Oliver WEIRICH, Institut für Zoologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz / Abt.IV, 55099 Mainz; E-Mail: marxm1@students.uni-mainz.de, geisenbe@uni- mainz.de, oliweirich@gmx.de eingereicht: 3.11.2007,akzeptiert: 31.1.2008

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