Arachnologische Mitteilungen 35

Arachnol. Mitt. 35: 61-65 Nürnberg, Juli 2008 Walckenaeria simplex neu für Deutschland (Araneae, Linyphiidae) Karl-Hinrich Kielhorn Abstract: Walckenaeria simplex new to Germany (Araneae, Linyphiidae). The rare money spider Walckenaeria simplex Chyzer, 1894 was found in 2007 near the city of Meißen (Germany) on a rock overlooking the river Elbe.This is the northernmost occurrence of the species. W.simplex is distributed from Central to South Eastern Europe.The species is thermophilous and prefers wooded slopes with a southern exposition. Keywords: distribution, faunistics, first record, spider Ein Männchen der Baldachinspinne Walckenaeria simplex Chyzer, 1894 wurde am 1.1.2007 auf der Knorre bei Meißen in der Nähe der sog. Bennokan- zel nachgewiesen (MTB 4846-NO; Koordinaten 51° 10' 29'' N, 13° 28' 16'' O; ca. 130 m ü. NN; leg. J. Esser, det. et coll. K.-H. Kielhorn, vid.T. Blick).Das Tier befand sich in einem Gesiebe aus Laubstreu, Grasbüscheln und Baumrinde. Als Begleitarten wurden Lepthyphantes keyserlingi (Ausserer, 1867), Tapinocyba praecox (O. P.-Cambridge, 1873), Har- pactea hombergi (Scopoli, 1763), Anyphaena accentu- ata (Walckenaer, 1802) und Zodarion germanicum (C. L. Koch, 1837) gesammelt. Bei einer Nachsuche wurde am 24.2.2008 ein Weibchen von W. simplex in dem direkt an die Bennokanzel angrenzenden Eichen-Hainbuchenwald aus Laubstreu gesiebt. Die Knorre liegt am Rand des Elbtalkessels im FFH-Gebiet „Bosel und Elbhänge nördlich Mei- ßen“.Das FFH-Gebiet ist durch südwestexponierte Steilhänge des Elbedurchbruchtals mit Felsköpfen, aufgelassenen Steinbrüchen und Lößplateaus mit Trockenwäldern, Magerrasen und extensivem Weinbau gekennzeichnet (http://www.umwelt. sachsen.de ). Der Knorrefelsen erreicht etwa 150 m Höhe. Die Bennokanzel ist der südexponierte Aussichts- punkt auf der Knorre und ragt ca. 50 m über das Elbtal auf. Auf den Schatthängen der Knorre stockt ein Eichen-Hainbuchenwald.Die besonnten Hänge tragen ruderalisierte Eichen-Trockenwälder und kleinflächig an der Oberkante der Bennokan- zel Trockenrasen vom Typ der ‚Silikatfelsen mit Pioniervegetation’. Waldauflösungskanten sind mit Schlehentrockengebüsch bestanden (Böhnert in litt.). Die potenzielle natürliche Vegetation der Knorre ist ein thermophiler Färberginster-Trau- beneichenwald. Bestimmung Die Männchen der Art sind anhand der charak- teristischen Tibia-Apophysen des Palpus gut zu erkennen (vgl.M ILLER 1959: 57, f. 41-43; M ILLER 1971: 259, f. 29; W UNDERLICH 1972: 427, f. 120; T HALER 1986: 492, f. 20). Der Kopfbereich zeigt keine besonderen Modifikationen. Die Zugehörigkeit des von M ILLER (1959) erstmals gemeldetenWeibchens zu W. simplex wird dagegen von T HALER (1986) bezweifelt. Er gibt Abbildungen der Epigyne und Vulva österreichi- scherTiere wieder (ebd.: 492, f. 18-19). Der Schlüs- sel für tschechische Walckenaeria -Weibchen von R ŮŽIČKA & B RYJA (2000) enthält eine Fotografie der Epigyne von W. simplex . Bei dem von M ILLER (1959) dargestelltenTier handelt es sich vermutlich um W. mitrata (Menge, 1868). Das Weibchen aus Meißen wurde deshalb mit Hilfe der Abbildungen in T HALER (1986) und R ŮŽIČKA & B RYJA (2000) bestimmt. Die Epigyne besitzt eine große Ähnlichkeit mit derjenigen von W. corniculans (O. P.-Cambridge, 1875). Das Prosoma von W. simplex ist jedoch einheitlich braun (vgl. C HYZER & K ULCZYŃSKI 1894: 145), das von W. corniculans orange und im Kopfbereich angedunkelt. Die Augenregion von W. simplex ist vom vorderen Rand des Prosoma abge- rückt, diejenige von W. corniculans nicht ( R ŮŽIČKA & B RYJA 2000: 148, f. 25-26). M ILLER (1971) stellte W. simplex in das Subgenus Prosopotheca (vgl. auch T HALER 1986), nach W UNDERLICH (1972) gehört die Art zu Walckenaeria s. str. Dr. Karl-Hinrich KIELHORN, Albertstr. 10, D-10827 Berlin, e-mail: kh.kielhorn@gmx.de eingereicht: 1.4.2008, akzeptiert: 2.5.2008

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