Arachnologische Mitteilungen 35
Walckenaeria simplex neu für Deutschland 63 M ILLER (1959) wies W. simplex in Doubravník nördlich von Brünn erstmals für Tschechien nach. Die meisten Funde stammen jedoch aus dem Westen des Landes, einerseits zwischen Pilsen und Prag, andererseits nahe der deutschen Grenze im Vorerzgebirge bei Ústí nad Labem und Děčín (vgl. B UCHAR & R ŮŽIČKA 2002). Der Fundort bei Děčín liegt Meißen am nächsten, zudem besteht eine Verbindung durch das Elbtal. Weitere Nach- weise von W. simplex im Elbtalkessel sind somit durchaus wahrscheinlich. Das Vorkommen bei Meißen bildet den nördlichsten Punkt im bislang bekannten Verbreitungsareal der Art. Ökologie und Phänologie W. simplex gilt als thermophil: S TEINBERGER (1988) stuft die Art als „ausgesprochen wärme- liebend“ ein, B UCHAR (1975) zählt sie zu den thermophilen Elementen der böhmischen Fauna. Eine Reihe von Fundstellen liegt an südexponier- ten Hängen in Flusstälern, also charakteristischen wärmebegünstigten Standorten (M ALICKY 1972, T HALER 1986, L OKSA 1988, H ORAK 1989 und das Vorkommen bei Meißen). M ALICKY (1972) beschreibt den Fundort bei Dürnstein (Niederösterreich) als „südseitige, xerotherme Hügel der Wachau, Löß auf Gneis mit anthropogenen Felsensteppen, Trockenrasen und wärmeliebendem Buschwerk, zum Teil in verfallenen Weingärten. Sehr mildes Klima.“. In Österreich wurde W. simplex mehrfach in lichten Kiefernbeständen mit zumTeil extremer Hanglage nachgewiesen (S TEINBERGER 1987, H ORAK 1988, 1989). In einem südwestexponierten Steineichen- bestand an der Donau fing L OKSA (1988) insgesamt 11 Exemplare. Er schreibt über das Untersuchungs- gebiet: „Besonderes Kennzeichen der Bestände ist die Trockenheit im Sommer. In den Spinnenge- meinschaften dominieren Arten von südlichem Charakter, dieTrockenheit und Hitze bevorzugen.“ W EISS (1994) konnte auf einem Südhang in einem rumänischen Stieleichen-Hainbuchenwald 37 Tiere nachweisen. Bei Fallenfängen in ungarischen Zerreichenbeständen ( Quercus cerris ) wurde die maximale Fangzahl in einem älteren Bestand mit Südost-Exposition und starkem Gefälle erreicht (L OKSA 1991). Andererseits sammelte M ILLER (1959) W. simplex in „reicher, mäßig feuchter Laubstreu in einem schattigen Mischwald“. L OKSA (1971) wies sie in einem geschlossenen Buchenwaldbestand und einem Ahorn-Schluchtwald nach. In Oberös- terreich wurde sie ebenfalls in einem Schluchtwald gefangen (A ESCHT et al. 2003).Während K ROPF & H ORAK (1996) als Lebensraum „xerothermophile Flaumeichen- und Föhrenwälder“ angeben, stufen B UCHAR & R ŮŽIČKA (2002) die Feuchtigkeit der besiedelten Biotope mit „semi-humid“ ein. Offenbar ist W. simplex tolerant gegenüber unterschiedlicher Bodenfeuchte. Der Lebensraum muss wenigstens teilweise beschattet sein. Obwohl der größte Teil der Nachweise aus Laubholzbe- ständen stammt, zeigen die Funde aus Österreich, dass auch Nadelwälder besiedelt werden. Das häufige Auftreten an Hanglagen deutet neben der thermischen Begünstigung dieser Standorte möglicherweise auf eine Präferenz von W. simplex für Schuttansammlungen hin, wie sie auf steilem Gelände mit bewegtemOberboden entstehen (s. a. R ŮŽIČKA 2002). Soweit Fangmethoden in den ausgewerteten Publikationen angegeben wurden, stammen indivi- duenreichere Nachweise von W. simplex aus Boden- fallenfängen (z. B. L OKSA 1988,W EISS 1994).Wie andere Arten der Gattung besiedelt sie anscheinend die Streuschicht bzw. die Bodenoberfläche. Die meisten Fundorte liegen auf Höhen zwischen 200 und 800 m ü. NN, reichen also von der collinen bis zur montanen Höhenstufe. In einigen Fällen liegen die Fundorte auf einer Höhe von 100 bis 200 m. Nur in den Sashtinska Sredna Gora-Bergen in Bulgarien wurde die Art auf über 1000 m Höhe gefunden (L AZAROV et al. 2001). Die von M ILLER (1959) angenommene Über- winterung adulter Tiere wird durch die Nachweise auf der Knorre bestätigt. Genauere phänologische Daten aus Fallenfängen wurden bisher nicht publiziert. Nach den Funddaten verschiedener Einzelnachweise ist W. simplex wahrscheinlich eurychron mit einer Reifezeit von September bis Mai. Die Funde vonW EISS (1994) lassen ebenfalls darauf schließen, dass es sich um eine winteraktive Art handelt. Er fing zwischen Januar und Mai in Bodenfallen 18 und 19 von W. simplex . Gefährdungssituation In Tschechien gilt W. simplex nicht als gefährdet ( R ŮŽIČKA 2005), in der Slowakei steht sie auf der Vorwarnliste („Near Threatened“, G AJDOŠ et al. 1999a). In der Roten Liste der Spinnen Kärntens wird sie in der Kategorie „R“ geführt (K OMPOSCH & S TEINBERGER 1999). Mit einem einzigen be-
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=