Arachnologische Mitteilungen 35
72 Arachnol. Mitt. 35 (2008) Nachrufe 70 Jahre Arachnologie in Georgien: Tamara S. Mkheidze (1915 – 2007) Abb.1 :Tamara Severyanovna Mkheidze – თამარ სევერიანოვნა მხეიძე – Тамара Северяновна Мхеидзе Wer sich mit der Spinnenfauna der Kaukasusregion oder speziell des Landes Georgien beschäftigt, der wird unausweichlich auf den Namen einer georgi- schen Arachnologin treffen, die während der ver- gangenen 70 Jahre die arachnologische Forschung ihres Heimatlandes maßgeblich bestimmt hat. Als erste aus der Kaukasusregion stammende Arach- nologin führte Tamara Severyanovna Mkheidze (Abb. 1) in Kooperation mit zumeist russischen Kollegen seit den 1930er Jahren die vergleichsweise jungeTradition kaukasischer Arachnologie fort, die mit einer ersten Bearbeitung im Kaukasus gesam- melter Spinnen durch K OCH (1866) ihren Anfang gefunden hatte. Tamara Mkheidze wurde am 22. Dezember 1915 in Kutaisi in Westgeorgien geboren. Nach ihrem Schulabschluss studierte sie ab 1931 an der Stalin- Universität Tbilisi (heute Ivane Javakhishvili Uni- versität) Zoologie. Während dieser Zeit verfasste Tamara Mkheidze bis 1943 ihre Dissertation zum Thema: “Studien an Material der in Georgien verbreiteten Spinnenfauna”. Nach dem Studium arbeitete sie zuerst als Laborassistentin und zwi- schen 1949 und 1990 als Dozentin am Institut für Zoologie, wo sie Studenten in Entomologie und Zoologie der Invertebraten unterrichtete. Seit dieser Zeit publizierte sie bis ins Jahr 2006 fast 70 Jahre lang arachnologische Arbeiten. Dabei prägte sie ganz wesentlich die zweite Phase der Arachno- logie Kaukasiens (M ARUSIK et al. 2005). Die meisten ihrer Publikationen behandeln ökologische bzw. faunistische Themen der Spin- nen- und Weberknechtfauna ausgewählter Re- gionen Georgiens. Nur zwei ihrer Publikationen behandelten acarologische Themen. Aufgrund des bis dato sehr geringen Wissens über kaukasische Spinnen- und Weberknechtarten publizierte T. Mkheidze regelmäßig auch taxonomische Neuig- keiten. So beschrieb sie 36 Spinnen- und 7 We- berknechtarten aus Georgien. Die meisten dieser Arten gehören zu den Familien der Dysderidae (11 Arten), Lycosidae (8) und Thomisidae (7). Eine Auflistung aller von T. Mkheidze beschriebenen Arten ist inM ARUSIK (imDruck) enthalten. Leider bleibt der Status der meisten dieser Arten ungeklärt, da dasTypusmaterial in ihremNachlass bisher nicht auffindbar ist und (vermutlich durchWohnungsräu- mung) als vermisst gilt. Die von T. Mkheidze dem StaatlichenMuseumTbilisi überlassene Sammlung beinhaltet dagegen über dreitausend Spinnen, u. a. auch Belege der frühen russischen Arachnologen D.E. Charitonov und S. Spassky.Weiteres Material aus ihrer Sammlung befindet sich amZoologischen Institut der Universität Tbilisi, amNaturkundemu- seum in Moskau bzw. im Bestand der Universität Perm. Zu ihren Ehren wurden zwei Spinnenarten benannt: Harpactea mcheidzeae Dunin, 1992 and Gnaphosa mcheidzeae Mikhailov, 1998. Als einflussreichster Mentor ihrer frühen Jahre gilt der russische Arachnologe Dmitri E. Charito- nov, vom dem sie bei einem Besuch 1939 in Perm (Ural) die Grundtechniken arachnologischer Arbeit erlernen konnte (Abb. 2). Es begann eine jahrelan- ge fruchtbare Zusammenarbeit mit Charitonov, während der er wichtigster Ansprechpartner vonT. Mkheidze war, ihre Dissertation fachlich betreute und auch Belegmaterial kaukasischer Spinnen nach Tbilisi gab. In ihren Studien zur Gattung Xysticus arbeitete Tamara Mkheidze regelmäßig mit Cha-
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