Arachnologische Mitteilungen 55

Arachnologische Mitteilungen / Arachnology Letters 55: 10-21 Karlsruhe, April 2018 Der Autor untersucht in seiner Freizeit die Spinnenfau- na Schleswig-Holsteins. Seit 2011 wurde die Nachsuche im Rahmen des durch das Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „German Barcode of Life“ (GBOL) in- tensiviert. Der Autor arbeitet hier mit dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander König (ZFMK, Bonn) zu- sammen, wo die für dieses Projekt erfassten Individuen unter der Probenbezeichnung ZFMK-TIS (plus Nummer) archi- viert werden. Seit 2017 ist der Autor vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitali- sierung (MELUND) des Landes Schleswig-Holstein offiziell mit der Aufnahme von Verbreitungsdaten für eine Rote Liste beauftragt. Material und Methoden Bis 2011 kamen überwiegend Streifkescher und Klopfschirm zum Einsatz. In der Folgezeit wurde überwiegend Gesiebe untersucht. Im Frühjahr 2015 wurde das Erfassungsequip- ment durch einen Vegetationssauger ergänzt. An wenigen Standorten kamen auch Bodenfallen zum Einsatz. Abkür- zungen der Nachweismethoden (vgl. auch Tab. 1): BF: Bo- denfalle, GB: Gesiebebox, GS: Gesiebe, HF: Handfang, KS: Klopfschirm, SK: Streifkescher, VS: Vegetationssauger. Die angegebenen Koordinaten sind gegliedert in N/O; es gilt das Kartendatum „WGS 84“, andernfalls wird „Potsdam“ hinter den Koordinaten angegeben. Die Tiere wurden nach klassischen morphologischen Merkmalen mit binokularen Mikroskopen bestimmt; Die Bestimmung erfolgte mit Roberts (1987, 1995), den Bestim- mungsseiten der Uni Bern (Nentwig et al. 2017) und mit dem AraGes-Wiki (2017). Für das GBOL-Projekt noch fehlende Arten wurden dem ZFMK zwecks Barcoding zugeführt. Die verwendeten Häufigkeitsangaben (vgl. auch Tab. 1) folgen im Prinzip dem Schema der ersten Roten Liste (Rein- ke et al. 1998) mit dem Unterschied, dass nicht die Individu- en gezählt werden, sondern Nachweise pro Jahr, um Fehlein- schätzungen durch höhere Abundanzen zu vermeiden (zwei Nachweise an unterschiedlichen Daten am selben Ort gelten so als zwei Nachweise – unabhängig von der Individuenzahl): 1-2 Nachweise: extrem selten (es), 3-9 Nachweise: sehr selten (ss), 10-20 Nachweise: selten (s), 21-100 Nachweise: mäßig häufig (mh), 101-200 Nachweise: häufig (h) und mit mehr als 200 Nachweisen: sehr häufig (sh). Für alle hier angegebenen Erstnachweise werden aktuelle Gefährdungseinschätzungen gemäß den aktuellen Vorgaben des Bundesamtes für Natur- schutz (BfN) (Ludwig et al. 2009) vorgenommen. In Tabelle 1 werden neben Angaben zu besiedelten Bio­ toptypen, Straten, Verbreitung und Gefährdung in Schleswig Holstein (Lemke et al. 2013, für mehrere Arten aktualisiert), die Vorkommen und die Gefährdung (soweit vorhanden) in den Nachbarbundesländern Niedersachsen (Nds: Finch 2004) und Mecklenburg-Vorpommern (MV: Martin 2012) sowie in Deutschland (DE: Blick et al. 2016, Muster et al. 2016) und Dänemark (DK: Scharff & Gudik-Sørensen 2011, Enghoff et al. 2014) angegeben. Dabei ist zu berücksichti- gen, dass die niedersächsische Rote Liste noch nicht nach der einheitlichen Methodik des BfN (Ludwig et al. 2009) erstellt wurde; die Gefährdungseinstufungen Mecklenburg- Vorpommerns und Schleswig-Holsteins sind dadurch nur bedingt mit denen aus Niedersachsen vergleichbar. Die Rote Liste Niedersachsens unterscheidet zwischen Tiefland und Hochland; in Tabelle 1 werden vorzugsweise die Daten für das Tiefland angegeben. Sofern keine Angaben für das Tief- land vorliegen, gilt die Bewertung für gesamt Niedersachsen. Neuere Nachweise, welche noch nicht in den Roten Listen berücksichtigt sind, werden als „n“ (neu) in Tabelle 1 geführt. Die Nomenklatur für richtet sich nach dem WSC (2017) und dem AraGes-Wiki (2017). Die Verbreitungsangaben im Text beziehen sich auf den AraGes-Atlas (2017). Erstnachweise von Spinnen undWeberknechten (Arachnida: Araneae, Opiliones) für Schleswig-Holstein seit 2010 mit Hinweisen zum Gefährdungsstatus Martin Lemke doi: 10.30963/aramit5502 Abstract. First records of spiders and harvestmen (Arachnida: Araneae, Opiliones) for Schleswig-Holstein (Germany) since 2010 with remarks on endangerment status. In the years 2004 to 2017 the author has recorded 25 spider species and one harvestman newly for Schleswig-Holstein. The unpublished records since 2010 are presented for the first time: 2010: Araniella inconspicua (Simon, 1874); 2011: Hahnia ononidum Simon, 1875; 2012: Centromerus incilium (L. Koch, 1881); 2013: Mermessus trilobatus (Emerton, 1882); 2014: Anelasmocephalus cambridgei Westwood, 1874, Glyphesis servulus (Simon, 1881), Micrargus apertus (O. P.-Cambridge, 1871) and the lost harvestman Lacinius horridus (Panzer, 1794); 2015: Cheiracanthium campestre Lohmander, 1944, Improphantes decolor (Westring, 1861), Sibianor larae Logunov, 2001; 2017: Clubiona leucaspis (Simon, 1932). In addition, remarks on endangerment status with respect to earlier records since 2004 are provided. Keywords: Faunistics, northern Germany, records of rare species Zusammenfassung. In den Jahren 2004 bis 2017 hat der Autor für Schleswig-Holstein 25Webspinnenarten und einenWeberknecht erst- mals erfasst. Die bisher nicht publizierten Neunachweise seit 2010 werden vorgestellt: 2010: Araniella inconspicua (Simon, 1874); 2011: Hahnia ononidum Simon, 1875; 2012: Centromerus incilium (L. Koch, 1881); 2013: Mermessus trilobatus (Emerton, 1882); 2014: Anelasmo- cephalus cambridgei Westwood, 1874, Glyphesis servulus (Simon, 1881), Micrargus apertus (O. P.-Cambridge, 1871) und der verschollene Weberknecht Lacinius horridus (Panzer, 1794); 2015: Cheiracanthium campestre Lohmander, 1944, Improphantes decolor (Westring, 1861), Sibianor larae Logunov, 2001; 2017: Clubiona leucaspis (Simon, 1932). Es werden zudem Angaben zum Nachweisstand und zur Gefähr- dungseinschätzung früherer Erstnachweise seit 2004 gemacht. Martin Lemke, Wakenitzmauer 23, 23552 Lübeck; E-mail: spinnen@martin-lemke.net eingereicht 31.7.2017, angenommen 16.12.2017, online 27.2.2018

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