Arachnologische Mitteilungen 55

Neue Spinnen und Weberknechte für Schleswig-Holstein 13 zeitigem Kenntnisstand ist diese Art für Schleswig-Holstein als sehr selten, aber ungefährdet einzustufen. Cheiracanthium campestre Lohmander, 1944 (Araneae, Eutichuridae) Diese Art wurde am 10.05.2015 im für die Öffentlichkeit ge- sperrten nördlichen Teil des Naturschutzgebietes „Grönauer Heide und Grönauer Moor“ auf einer der letzten noch erhal- tenen Sandheideflächen mit dem Vegetationssauger erfasst (1 ) , 53°48,816/10°43,704 Potsdam, VS). Schikora (2015) gibt für diese selten nachgewiesene Art an: Trockene und offene Lebensräume. Nach der Roten Liste Deutschlands ist sie selten und gefährdet (Blick et al. 2016). C. campestre wurde in den 1970er Jahren erstmals im nord- östlichen Raum Deutschlands erfasst, und es kristallisier- te sich mit den Jahren ein Verbreitungsgebiet zwischen der rheinischen Tiefebene und dem östlichen Mecklenburg-Vor- pommern und Brandenburg heraus (AraGes-Atlas 2017, vgl. Abb. 2). Mit nur einem Nachweis ist die Art in Schleswig- Holstein extrem selten („R“). Clubiona leucaspis (Simon, 1932) (Araneae, Clubionidae) Am 24.05.2017 gelang im Naturschutzgebiet „Hakendor- fer Wälder“ (Herzogtum Lauenburg) auf einer zwischen zwei Waldstücken gelegenen Feuchtwiese der Nachweis mittels Vegetationssauger in bodennaher Vegetation (1 ) , 53,576491°/10,841929°, ZFMK-TIS 2599791). Einige Nachweise der nach Genitalmerkmalen für beide Geschlechter sehr ähnlichen, aber an trockene und sandige Lebensräume gebundenen Clubiona genevensis sind fehl- bestimmte Clubiona leucaspis (Blick in litt., Kielhorn 2013). Allerdings lässt sich C. leucaspis zumindest in Deutschland an einem pigmentfreien Oval im hinteren Bereich des Opis­ thosomas bereits im Gelände gut identifizieren. Die Art ist an Holz gebunden und kann mit Baumeklektoren und Klopfschirm nachgewiesen werden. Der Nachweis auf einer Feuchtwiese bildet damit eher eine Ausnahme. Dieser Nachweis muss als bedeutend herausgestellt wer- den, weil es sich um eine wärmeliebende Art handelt, deren Verbreitungsraum in Deutschland ähnlich dem von Cheira- canthium punctorium (Eutichuridae) nur auf besonders warme Gegenden am Mittelrhein (zwischen Karlsruhe und Mainz – in Baden-Württemberg ist sie extrem selten, Nährig et. al 2003) und Untermain (Frankfurt/Main bis Unterfranken) sowie Berlin und Brandenburg (in Berlin mäßig häufig, Kiel- horn 2017) begrenzt war (Abb. 3). In Deutschland wurde die ursprünglich aus Südeuropa stammende Art erstmals 1994 in Baden-Württemberg nachgewiesen (Leist 1994). Daher ist der aktuelle Nachweis als erster Beleg für eine tatsächlich klimatisch bedingte Ausbreitung nach Schleswig-Holstein zu bewerten. 2006 wurden bereits erste Anzeichen für eine Arealausweitung durch Nachweise in der Colbitz-Letzlinger Heide, Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt (TK 3536 und 3636) festgestellt (Kielhorn 2013, in Abb. 3 als rote Punkte). Für Mecklenburg-Vorpommern ist ein Vorkommen zu ver- muten, aber der entsprechende Nachweis steht noch aus. Die- ser hängt vornehmlich von der Intensität der Untersuchung arboricoler Lebensräume mit geeigneten Methoden ab. Mit nur einem Nachweis ergibt sich die Einstufung als „R“. In der aktuellen Roten Liste für Deutschland ist die Art als selten und ungefährdet gelistet (Blick et al. 2016). Abb. 2: Verbreitung von Cheiracanthium campestre in Deutschland Fig. 2: Distribution of Cheiracanthium campestre in Germany Abb. 3: Verbreitung der wärmeliebenden Art Clubiona leucaspis in Deutschland. Pinkfarbener Stern: Schleswig-Holstein 2017, rote Punkte: Sachsen-Anhalt 2006. Fig. 3: Distribution of the thermophilic species Clubiona leucaspis in Ger- many. Pink star: Schleswig-Holstein 2017, red dots: Saxony-Anhalt 2006.

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