Arachnologische Mitteilungen 55

14 M. Lemke Glyphesis servulus (Simon, 1881) (Araneae, Linyphiidae) Der Erstnachweis für Schleswig-Holstein gelang in feuchter bis nasser Streu eines Erlenbruchwaldes am Rand (aber au- ßerhalb) des Lübecker Naturschutzgebietes Schellbruch (2 )) 26.03.2014, 53,7733°/10,6578°). In der Laubstreu im Rand- bereich einer Feuchtwiese gelang im April 2015 der Nach- weis eines Weibchens derselben Art (ZFMK-TIS 19138 & Coll. Lemke Box 6 #52). Diese europaweit selten nachgewiesene Art lebt in feuch- tem Detritus der Wälder, in Schilfröhricht und im Moos der Moore (Nentwig et al. 2017). Aktuelle Daten sprechen für eine mögliche adulte Überwinterung und eine Aktivität ab dem zeitigen Frühjahr: Männchen von März bis Juli, Maxi- mum im April; Weibchen von April bis Oktober, Maximum im Juli (Blick 2012). Aufgrund der insgesamt zwei Nachweise muss die Art für Schleswig-Holstein als extrem selten („R“) bewertet werden. Hahnia ononidum Simon, 1875 (Araneae, Hahniidae) Der Erstnachweis für Schleswig-Holstein erfolgte in Laubstreugesiebe am Rand eines Mischwaldes der Ratekauer Tannen (1 ( , 09.10.2011, 53,9333°/10,7539° Potsdam, Coll. Lemke Box 4 #43).Weitere Nachweise folgten am 16.03.2012 (3 (( & 3 )) , Coll. Lemke Box 4 #78) und am 07.04.2013 in der Laubstreu einer sonnenexponierten Wallhecke bei Groß Parin (1 ) , ZFMK-TIS 7105, 53,9495°/10,7062° Potsdam). Beide Fundorte liegen nördlich von Lübeck. 2014 erfolg- te erstmals ein Nachweis im südlicheren Landesteil: Am 01.11.2014 in Laubstreugesiebe im Naturschutzgebiet „Pan- tener Moorweiher und Umgebung“ (1 ( , 53,6540°/10,6422°, ZFMK-TS 2538163, GS). Für ganz Deutschland wird diese Art als mäßig häufig an- gegeben (Blick et al. 2016).Da H. ononidum sich über mehrere Jahre als wiederholt auffindbar erwies, ist davon auszugehen, dass sie ein fester Faunenbestandteil Schleswig-Holsteins ist. Diese Art ist für dieses Bundesland als sehr selten, aber unge- fährdet einzustufen. Improphantes decolor (Westring, 1861) (Araneae, Linyphiidae) Am 19.09.2015 gelang der Nachweis in einer kleinen Hei- defläche entlang eines Feldweges südöstlich von Göttin in Eichenlaubstreu (1 ( , 53,5253°/10,7095°, ZFMK-TIS 2558676). Die Richtigkeit der Bestimmung wurde durch das ZFMK genetisch bestätigt (Rulik in litt.). Diese Art ist deutschlandweit ausschließlich im Nord- osten von der Weser bis zur polnischen Grenze verbreitet (Abb. 4). Palmgren (1975) gibt als Habitatansprüche an: Trockene Wiesen und Grasstreifen; dort in Grasbulten und unter Stei- nen.Thaler (1986) ergänzt: Offene Rasen und Weideflächen. Die kleine Heidefläche des Fundortes liegt unmittelbar am Rand einer kurzrasigen trockenen Rinderweide. Lacinius horridus (Panzer, 1794) (Opiliones, Phalangiidae) Am 23.08.2014 wurde die Art in der Bliestorfer Heide im Bodenstreugesiebe nachgewiesen. Der Fund wurde im eher trockenen Bereich der Feuchtheide im Grenzbereich der Heide zu einer auf rohem Boden stehenden Kieferngruppe gemacht (1 Ind., 53,7883°/10,5855°, ZFMK-TIS 2538129). Geschlecht und Reife des Tieres wurden nicht bestimmt. Die Bliestorfer Heide liegt eingebettet im Bliestorfer Wald südlich Lübecks zwischen Groß Schenkenberg und Bliestorf. Es handelt sich um eine Feuchtheide auf Moorbo- den innerhalb des Lübecker Beckens (Buch & Haardt 1956); nach dem Krieg wurde im Gebiet aufgeforstet, so dass heute nur noch 5 ha Heidefläche vorhanden sind (Degener in litt.). Der thermophile L. horridus liebt trocken-warme unbe- schattete Habitate (Martens 1978). Feldkennzeichen: Starke Bestachelung der Beine und des Körpers und dadurch unver- wechselbar (Abb. 5). Nachweis-Historie: Von Kraepelin (1896) wurden für L. horridus zwei Fundorte in Schleswig-Holstein publiziert: Bad Oldesloe (leg. Sonder) und ein Nachweis ohne nähere Fund- ortangabe (leg. Bösenberg). In der Sammlung des Sencken- berg Museums (Arachnologie SMF) werden ebenfalls zwei Funde genannt: Bad Oldesloe (7 juv., anonym, undatiert, Ka- talognummer 9800705-RI/705-61) und Lohberge (5 adulte, anonym, undatiert, Katalognummer 9800703-RI/703-61) (Sesam 2017). Da für diese beiden Nachweise die Art noch unter dem Synonym Lacinius hispidus determiniert wurde, ist anzunehmen, dass es sich um ähnlich alte Funde handelt, wie die von Kraepelin (1896) genannten. Der vorliegende Nach- weis ist also ein Wiederfund nach 118 Jahren. Dies ist ein seltener Fall, bei dem man für Arachniden eine langfristige (negative) Bestandsentwicklung angeben könnte. Allerdings fehlen Nachweise zwischen 1896 und 2014 und kann eine kurzfristige Bestandsentwicklung nicht benannt werden. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei L. horridus um eine seit jeher in Schleswig-Holstein sehr selten vorkom- mende Art (vier Nachweise in der Literatur für das 19. Jahr- hundert) handelt, welche aufgrund des massiven Flächenver- lustes am Ort des nunmehr einzigen aktuellen Nachweises in der Bliestorfer Heide auf nur noch 1,8 % der Fläche von vor Abb. 4: Verbreitung von Improphantes decolor in Deutschland Fig. 4: Distribution of Improphantes decolor in Germany

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