Arachnologische Mitteilungen 55

Neue Spinnen und Weberknechte für Schleswig-Holstein 15 165 Jahren vom Aussterben bedroht ist. Für die Art geeignete Habitate bei Bad Oldesloe sind dem Autor nicht bekannt und der Fundort „Lohberge“ konnte nicht lokalisiert werden. Micrargus apertus (O. P.-Cambridge, 1871) (Araneae, Linyphiidae) Erstnachweis für Schleswig-Holstein durch den Fund eines adulten Weibchens bei Wallsbüll (Kreis Schleswig-Flens- burg in einem Mischwald auf Nadelzweigen) (1 ( , 25.6.2014, 54,7886°47/09,2238°, ZFMK-TIS 2524887); das Geni- talpräparat befindet sich in der Sammlung des Autors. Am 26.05.2015 gelang der Nachweis eines adulten Männchens mittels Bodenfalle (14 Tage Standzeit) in einem Fichten- forst am Rand der Bliestorfer Heide (1 ) , 53,7877°/10,5876°, ZFMK-TIS 2551885). Über die Biologie der Art ist wenig bekannt. Sie wird möglicherweise oft mit der Schwesterart Micrargus herbigra- dus (Blackwall, 1854) verwechselt (Nentwig et al. 2017). Deutschlandweit ist M. apertus weit verbreitet, aber nur punktuell nachgewiesen (AraGes-Atlas 2017). Die Art kommt in Schleswig-Holstein im Norden (Flensburg Walls- büll) und im Südosten (Groß Schenkenberg) vor. Trotz der weiten Verbreitung ergibt sich hier eine Einstufung als „R“. Mermessus trilobatus (Emerton, 1882) (Araneae, Linyphiidae) Seit dem Erstnachweis von Mermessus trilobatus für Schles- wig-Holstein am 29.04.2013 wurde diese Art an einer Viel- zahl von Standorten Schleswig-Holsteins nachgewiesen; eine Zusammenfassung aller Nachweise für Schleswig-Holstein befindet sich in Tabelle 2. Am 10.6.2017 konnte im Nord- westen des Landes eine mit Rindern beweidete vor etwa fünf Jahren entwaldete Binnendüne bei Lütjenholm (ca. 24 km südlich der Grenze zu Dänemark) untersucht werden. Dort konnten zwei Tiere nachgewiesen werden (1 ) & 1 ( , 54,680049°/09,011212°). Das Vorkommen im Norden war vom Autor auch erwartet worden. Mermessus trilobatus stammt ursprünglich aus Nordame- rika und ist in den USA von der West- bis zur Ostküste weit verbreitet. Dort lebt M. trilobatus vor allem in bodennaher Vegetation (Millidge 1987). Die Art wurde sogar innerhalb fleischfressender Kannenpflanzen nachgewiesen (van Hels- dingen 1982) und bezeugt damit eine besondere Anpas- sungsfähigkeit. In Deutschland wurde M. trilobatus erstmals 1979 im TK 7911 in Breisach am Rhein nachgewiesen (Kobel-Lemparski 1987). Man geht davon aus, dass diese Art durch amerikani- sche Truppen nach Deutschland eingeschleppt wurde (Mil- lidge 1987). Seither breitet sich M. trilobatus in Europa aus und wurde bis jetzt in vielen europäischen Ländern nachge- wiesen: Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Italien, Schweiz, Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen, Ukraine (Nentwig et al. 2017, Hirna 2017) und seit 2014 an vier Standorten auf Festland und Inseln auch in Dänemark (Lissner in litt.). In Schleswig-Holstein wurde M. trilobatus bislang aus- schließlich in Offenlandhabitaten nachgewiesen. Sowohl in Feuchtland, als auch in Trockenbiotopen; dabei in Feucht- land stets mit höherer Individuenzahl als an Trockenstand- orten. Im AraGes-Atlas (2017) werden 7,5 % Waldstandorte genannt (auf Basis von 264 nachgewiesenen Individuen). In Mecklenburg-Vorpommern wurde sie erstmals 2012 festge- stellt (Martin 2013). Phänologie: M. trilobatus tritt ganzjährig auf (Nentwig et al. 2017). In Schleswig-Holstein wurde diese Art ebenfalls zu allen Jahreszeiten nachgewiesen. Die Nachweisdichte ist zunehmend. Da die Ausbreitung auf Einschleppung beruht, stellt sich die Frage nach einer Gefährdung nicht. Es stellt sich eher die Frage, ob M. trilobatus eine bislang leere Nische besetzt oder andere Arten verdrängt. Für Schleswig-Holstein sind bis dato 19 Nachweise be- kannt und damit ist die Art eigentlich als selten einzustufen. Der Nachweistrend zeigt aber an, dass sich die Nachweise noch mindestens auf „mäßig häufig“ (21-100 Nachweise) verdichtet werden (siehe Tabelle 2). Mermessus trilobatus ist als mäßig häufig und ungefährdet einzustufen. 2013: 3 Nach- weise, 2014: 0 Nachweise, 2015: 2 Nachweise, 2016: 6 Nach- weise, 2017: 11 Nachweise. Sibianor larae Logunov, 2001 (Araneae, Salticidae) Am 10.05.2015 im nördlichen Teil der Grönauer Heide (am selben Tag und im selben Gebiet wie Cheiracanthium campest- re , siehe oben) auf zwei 550 m Luftlinie voneinander entfernt liegenden, durch Sukzession vergrasten Heideflächen erfasst (2 ) , 53,8136°/10,7284° Potsdam, ZFMK-TIS 2551878). Sibianor larae ist dabei wahrscheinlich kein echter Erst- nachweis für Schleswig-Holstein, da diese Art erst 2001 von der auch für Schleswig-Holstein gelisteten sehr ähnlichen Art S. aurocinctus getrennt wurde (Logunov 2001). Es ist also wahrscheinlich, dass die bisherigen Nachweise von S. auro- cinctus tatsächlich Nachweise von S. larae sind, da S. aurocinc- tus seither in Schleswig-Holstein nicht nachgewiesen wurde. Die Rote Liste (Lemke et al. 2013) führt S. aurocinctus als sehr selten mit der Einstufung D (Gefährdung unbekannten Ausmaßes). Es muss sich in der Zukunft zeigen, ob sich S. aurocinctus nachweisen lässt. Eine Überprüfung älterer Funde hat wenig Klärungspo- tential, da sich beide Arten hauptsächlich durch die Färbung der Patella des 1. Beinpaars unterscheiden lassen. Da ältere Alkoholpräparate ausbleichen, steht dieses Merkmal nicht mehr zur Verfügung. Es wurde in den letzten Jahren nur ein Nachweis über S. aurocinctus 2014 auf einer Ackerbrache bei Langenlehsten im südöstlichen Landesteil geführt (1 ) , 53,4859°/10,7276°, ZFMK-TIS 19147). Dieser wird jedoch trotz Zweitgutach- Abb. 5: Stachliger Zahnäugler ( Lacinius horridus ). Foto: Arno Grabolle Fig. 5: Lacinius horridus . Photo: Arno Grabolle

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