Arachnologische Mitteilungen 55

Neue Spinnen und Weberknechte für Schleswig-Holstein 17 delt. Sie ist nach der Roten Liste Deutschlands sehr selten und stark gefährdet (Blick et al. 2016). Nach dem Erstfund gelang bislang kein weiterer Nach- weis in Schleswig-Holstein. Auch eine Nachsuche am Ort des Erstfundes blieb erfolglos. In Mecklenburg-Vorpommern wurde sie Ende der 1970er Jahre in höheren Abundanzen auf Sandtrockenrasen nachgewiesen. Es handelt sich um eine thermophile Art, welche häufig auf freien Sandstellen umher läuft (Martin 1983). Beim Nachweis in Breitenfelde lief das Tier ebenfalls auf dem Boden umher, allerdings wurde keine große Anzahl an Tieren festgestellt. Brigittea latens (Fabricius 1775), Syn. Dictyna latens (Araneae, Dictynidae) Der Erstnachweis für Schleswig-Holstein erfolgte 2005 in einem Wald bei Döhnsdorf (Hohwachter Bucht/Ostsee) (Lemke 2008). Neuere Nachweise weisen darauf hin, dass die Verbreitung dieser Art in Schleswig-Holstein auf den Bereich der Ostseeküste begrenzt ist: 3 )) , 01.07.2012, Kiel Friedrichsort, 54,405805°/10,189681°, Düne, leg. & Coll. Wolff und 1 ) 28.06.2014, Strand westlich Großenbrode, 54,3823°/11,0822°, Düne, ZFMK-TIS 2534391. Nach aktueller Nachweislage ergibt sich als Einstufung für eine Rote Liste der Häufigkeitsgrad ss (sehr selten), langfri- stiger Bestandstrend: unbekannt, kurzfristiger Bestandstrend: leicht steigend und auch bei Annahme einer grundsätzlichen Gefährdung von Küstendünen in Schleswig-Holstein eine Einstufung als ungefährdet, zumal diese Art in Schleswig- Holstein zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich in Kü- stendünen der Ostsee nachgewiesen wurde. Dipoena melanogaster (C. L. Koch, 1837) (Araneae,Theridiidae) Der Erstnachweis wurde in den Jahren 2004 bis 2008 erbracht (Lemke 2008). In den Jahren bis 2014 gelangen insgesamt fünf weitere Nachweise. 2010: Gudow und NSG Dummers- dorfer Ufer 3 )) & 1 ( , 2011: Negernbötel 1 ( , 2014: Neu- münster & NSG Pantener Moorweiher 1 ( & 2 juv. in unter- schiedlichen Habitaten (Heide, Trockenrasen, aber meistens Waldstandorte). Schikora (2015) gibt als Habitatansprüche an: Relativ offene und besonnte Lebensräume. Dort meist auf Zweigen niedriger Sträucher, seltener am Boden. Der Autor konnte D. melanogaster per Klopfproben an Waldsäumen und am Rand kleiner Gehölzgruppen auf Zweigen nachweisen. Diese Art ist damit im südöstlichen Landesteil weit ver- breitet aber sehr selten. In der aktuellen Roten Liste (Lemke et al. 2013) ist sie bereits berücksichtigt und als ungefährdet eingestuft. Dendryphantes rudis (Sundevall, 1833) (Araneae, Salticidae) Nach dem Erstnachweis 2007 in der Barker Heide (3 juv.) gelangen relativ regelmäßig weitere Nachweise, welche sich jedoch auf den südöstlichen Landesteil beschränken: 2010 Bröthen 1 ( & Gudow 1 ) , 2013 Hornbek 1 ) , 2015 Grönauer Heide 2 ( . Die Art ist damit selten und relativ weit im süd- östlichen Schleswig-Holstein verbreitet. Sie kommt in un- terschiedlichen Habitaten vor (trockenes Grünland, Heide, Moor, Waldstandorte) und dort in den meisten Fällen auf Kiefernzweigen. Die Befunde bezeugen, dass D. rudis fester Bestandteil des Faunenspektrums Schleswig-Holsteins ist. Der kurzfristige Bestandstrend ist aufgrund der vorhan- denen Nachweise als konstant oder leicht steigend zu inter- pretieren und die Art deshalb als ungefährdet einzustufen. Ero aphana (Walckenaer, 1802) (Araneae, Mimetidae) Die Arten der Gattung Ero sind insgesamt an Nachweisen unterrepräsentiert, da bei Freilanduntersuchungen zwar re- lativ häufig Kokons zu entdecken sind, diese jedoch keiner konkreten Art, sondern nur der Gattung zugeordnet werden können. Nach dem Erstnachweis von E. aphana am 28.06.2009 am Rand eines Trockenrasens im NSG Besenhorster Sand- berge (1 ) , 53°26,484/10°20,372 Potsdam) (Lemke 2009) gelangen zwei Nachweise an Hausfassaden. Am 19.10.2012 innerhalb der Lübecker Altstadt 1 ( , 53,874317°/10,691633°, ZFMK-TIS 7090 und im Dorf Sarlhusen (Kreis Steinburg) 1 ( , 09.07.2016, 54,0250°/09,7942°. Funde von Ero aphana mit synanthropem Bezug wer- den bundesweit beobachtet. Da die Nachweise dieser Art in Schleswig-Holstein weit voneinander entfernt liegen, ist zu vermuten, dass sie auch in diesem Bundesland weit verbreitet und ungefährdet, aber nach derzeitiger Datenlage sehr selten ist. Für Schleswig-Holstein kann E. aphana nach aktueller Datenlage als ungefährdet eingestuft werden. In der Roten Liste (Lemke et al. 2013), welche nur auf einem Nachweis basierte, wurde E. aphana mit „R“ eingestuft. Evarcha laetabunda (C. L. Koch, 1846) (Araneae, Salticidae) Der Nachweis eines Männchens im Mai 2007 am Rand ei- ner kleinen Heidefläche im Naturschutzgebiet Barker Heide (Lemke 2008) blieb lange Zeit der einzige für diese Art. Am 12.09.2015 gelang nach acht Jahren ein erneuter Nachweis auf einer sehr kleinräumigen dreieckigen Heidefläche von nur etwa 4400 qm am westlichen Rand des Segrahner Moors (1 ( , N 53,5503°/O 10,7899°, ZFMK-TIS 2559077). Habitatanspüche von E. laetabunda in Mitteleuropa: Roberts (1995) nennt trockene Habitate, Martin (2014) Calluna -Heide und Bauchhenß (1990) listet E. laetabunda als in Mooren vorkommend und als typische Art für den den Xerotherm-Standort Typ „B“: Unbestockte oder locker mit Kiefern/Wacholder bestandene Flächen mit geschlossener, mittelhoher Bodenbedeckung, deren bodennahe Strukturen ganzjährig persistieren (Zwergsträucher, horstige Strukturen, Nadelstreu). In Schleswig-Holstein wurde diese Art nur auf und am Rand von Sandheideflächen gefunden. Heiden sind im südöstlichen Landesteil sehr seltene Ha- bitate. Sie gehören in Schleswig-Holstein zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen (Mordhorst & Brettschneider 2009). Dabei gehört die Barker Heide zu den ältesten Natur- schutzgebieten des Landes: 1938 wurden 41 ha unter Schutz gestellt, 2003 wurde das Gebiet auf 682 ha erweitert. In Norwegen wurde E. laetabunda erstmals am 15.8.2012 in einem Moor nachgewiesen (Farlund 2013, leg. Fjellberg), im Südosten des Landes, knapp 800 m von der Grenze zu Schweden entfernt. Die weite Verbreitung in ganz Europa spricht gegen eine klimatisch bedingte Ausbreitung. Nach- weise fehlen im Norden nur für Großbritannien und Dä- nemark. Mit dem nunmehr zweiten Nachweis ist die Art weiterhin als extrem selten einzustufen und wie in der Roten Liste mit „R“ einzustufen.

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