Arachnologische Mitteilungen 55

20 M. Lemke fristiger negativer Bestandstrend angegeben werden kann, ist ausschließlich die Einstufung „R“ möglich. Allerdings steht und fällt so eine Einstufung mit der Ausgewogenheit an Nachweismethoden. Die Rote Liste der Spinnen Schleswig-Holsteins von 1998 hatte mit ihrem deutlichen Schwerpunkt auf Nachweisen aus Bodenfallen ein gewisses Defizit, weil höhere Straten unterrepräsentiert wa- ren (Reinke et al. 1998). Ebenso war bis dahin der südöstliche Teil des Bundeslandes wenig untersucht. Viele wärmelieben- de Arten haben aber im südöstlichen Landesteil die Grenze ihrer nacheiszeitlichen Nordausbreitung erreicht (Heyde- mann 1997). Dieser Teil Schleswig-Holsteins wird durch den Autor seit über 10 Jahren verstärkt untersucht. Eine intensive landesweite stratenübergreifende Untersuchung konnte aber trotzdem bis heute nicht erreicht werden. In vielen Bereichen Schleswig-Holsteins liegen intensivere Untersuchungen mehr als 30 Jahre zurück. Als besonders schlecht untersucht muss das küstenferne Landesinnere betrachtet werden. Hin- zu kommt die oben angesprochene Faunendynamik, welche es praktisch unmöglich macht, das Faunenspektrum faktisch zu definieren. Der Kenntnisstand ist für verschiedene Regio- nen des Landes unvollständig während gleichzeitig das tat- sächliche Artenspektrum ständigen Änderungen unterliegt. Die Anzahl 572 bekannter Arten kann daher nur als grober Näherungswert betrachtet werden. Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob die Areal- ausbreitung der Arten mit dem Klimawandel zusammenhän- ge. Die Ausbreitungsmechanismen insbesondere der Spinnen und damit auch das Artenspektrum des Landes sind viel zu dynamisch, um zu dieser Fragestellung eine sichere Aussa- ge machen zu können. Allerdings wird die Verbreitung nicht heimischer Arten durch den Klimawandel gefördert (Nent- wig 2010) und kann daher nicht vollkommen losgelöst von diesem betrachtet werden. Mit dem Nachweis der wärmelie- benden Art Clubiona leucaspis ist nun erstmals eine klimatisch bedingte Ausbreitung festgestellt worden. Dies ist auch bei anderen Arten zu vermuten, aber bislang nicht zu belegen. Die Hälfte der neuen Nachweise stammt aus Heiden; ebenso der Weberknecht Lacinus horridus . Heiden sind in Schleswig-Holstein in besonderem Maße gefährdet. Von einst 17 % heidebedeckter Landesfläche sind heute nur noch 0,2 % übrig (Raabe 1978, Freier 1979, beide zitiert in Voigt 1994). Die noch bestehenden Binnenheiden sind vor allem durch Selbstaussaat von Birken und Kiefern bedroht, da durch den Wegfall anthropogener Nutzung (Plaggenhieb und Beweidung) eine Sukzession zur Bewaldung einsetzt. Erhöhter Eintrag von Nährstoffen aus umliegenden land- wirtschaftlichen Nutzflächen begünstigen die Vergrasung der Flächen (Heydemann 1997). Danksagung Vielen Dank an Andreas Schneider-Bujak (Kiel) für die Fundmel- dung und Einsendung von Psilochorus simoni an den Autor. Ebenfalls danke ich Jonas O.Wolff (früher Kiel,jetzt Sydney/Australien) für die wertvollen Fundmeldungen und für die Organisation der Exkursion in den Botanischen Garten der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Ich danke ebenso Reinhard Degener (BUND-Ortsgruppe, Lübeck), Björn Rulik (ZFMK, Bonn), Jørgen Lissner (Naturhisto- risches Museum, Aarhus/Dänemark) und Peter Jäger (Senckenberg Museum,Frankfurt/Main) für die informelle Unterstützung.Weiterer Dank gebührt Arno Grabolle für die Bereitstellung des Fotos des Weberknechtes Lacinius horridus . Ebenso danke ich Theo Blick und Tobias Bauer für die kritische Durchsicht in einer frühen Phase des Manuskriptes und hilfreiche Anmerkungen. Karl-Hinrich Kielhorn und nochmals Theo Blick danke ich für die Unterstützung bei der Literaturbeschaffung. Ein dritter Dank geht nochmals anTheo Blick für sein unermüdliches Bemühen, als Schriftleiter dem Manuskript den letzten Schliff zu geben. Ich danke auch Elisabeth Bauchhenß und Oliver David Finch für hilfreich kritische Hinweise als Gutachter. Literatur AraGes-Atlas 2017 Atlas der Spinnentiere Europas.Arachnologische Gesellschaft. – Internet: http://atlas.arages.de (2017-05-15) AraGes-Wiki 2017 Wiki der Arachnologischen Gesellschaft. – In- ternet: https://wiki.arages.de (2017-07-01) Bauchhenß E 1990 Mitteleuropäische Xerotherm-Standorte und ihre epigäische Spinnenfauna – eine autökologische Betrachtung. – Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins Hamburg (NF) 31/32: 153-162 Blick T 2012 Die Spinnen (Araneae) des Naturwaldreservates Kinzigaue (Hessen). 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