Arachnologische Mitteilungen 55

Arachnologische Mitteilungen / Arachnology Letters 55: 79-83 Karlsruhe, April 2018 Als generalistische Prädatoren spielen Spinnen in Waldöko- systemen eine große Rolle bei der Regulation von Arthropo- denpopulationen. Ökosystemfunktionen wie die Streuabbau- rate können durch sie indirekt beeinflusst werden (Lawrence &Wise 2000). Durch die leichte Erfassbarkeit mit Bodenfal- len, ihre hohe Abundanz und Diversität und ihre Bedeutung im Ökosystem werden Spinnen häufig als Bioindikatoren, z.B. im Zusammenhang mit forstlichen Bewirtschaftungs- methoden eingesetzt (Loch 2002, Junker 2005, Oxbrough et al. 2005; vgl. dazu auch Gossner et al. 2014, Gao et al. 2015). Daher kann vor allem die laufaktive epigäische Spinnenfau- na in Deutschland als gut untersucht gelten. Dagegen sind Arten, die keine epigäische Lebensweise aufweisen, in Bo- denfallen unterrepräsentiert oder werden darin gar nicht erst gefangen. Dies betrifft vor allem Arten höherer Straten, aber auch Vertreter mit einer hemi- bis euedaphischen Lebens- weise. In den letzten Jahren sind jedoch auch vermehrt Un- tersuchungen an Baumstämmen und -kronen durchgeführt worden, um die Lücken im Wissen über die Verbreitung und Ökologie baumbewohnender Spinnen zu füllen (Blick & Goßner 2006, Otto & Floren 2007, 2010, Blick 2011). Arten mit einer entsprechenden Lebensweise finden sich in Bodenfallen meist nur als Einzelfunde, wobei diese aber dennoch von besonderem Interesse sind, da sie helfen kön- nen, Verbreitungslücken zu schließen. Nachfolgend werden hier entsprechende Nachweise, die im Rahmen verschiedener Untersuchungen in Wäldern der östlichen Eifel gesammelt werden konnten, präsentiert. Material und Methoden Die Probenahmen erfolgten in Buchenwäldern, Fichten- und Douglasienforsten der Eifel im Landkreis Ahrweiler. Natur- räumlich ist das Untersuchungsgebiet Teil der zu der Osteifel gehörigen Ahreifel. Das Gebiet ist vor allem durch die Ahr und ihre Zuflüsse beeinflusst, die das Ahrgebirge durch zahl- reiche Kerbtäler reliefieren. Das dort vorherrschende Klima ist subozeanisch geprägt, was feuchte, mäßig warme Sommer und milde Winter bedeutet. Regional ist das Wetter aber sehr stark von der jeweiligen Höhenlage abhängig. Die Un- tersuchungsgebiete umfassten Flächen der submontanen bis montanen Höhenstufe. Das Untergrundgestein in der Eifel setzt sich aus ehemals in einem Meerbecken abgelagertem Tonschiefer, Quarzit, Sandstein und Kalkstein aus dem De- von zusammen (Meyer 2013). Aus ihnen entstanden durch Verwitterung vor allem Braunerden. Die Böden der Untersu- chungsflächen sind frisch bis mäßig trocken bei einer mäßig geringen bis geringen Basenstufe. Die hier vorgestellten Exemplare wurden allesamt mit Bodenfallen nach Barber (1931) mit einem Fallendurchmes- ser von 11 cm erfasst. Als Fangflüssigkeit diente Ethylen- glykol (95 %) mit einem Tropfen Spülmittel zur Reduktion der Oberflächenspannung. Gefangen wurde während der Vegetationsperiode 2014 (Mai bis Oktober) mit einem zwei- wöchigen Leerungsintervall. Die angegebenen Funddaten beziehen sich jeweils auf das Leerungsdatum der Bodenfal- len. Die verwendete Bestimmungsliteratur wird im Artenteil aufgeführt. Belegexemplare der hier vorgestellten Arten sind in der Arachniden-Sammlung des Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe (SMNK) hinterlegt. Dazugehöri- ge Sammlungsnummern sind bei den Arten aufgeführt. Die bei der Art Robertus scoticus angegebene Sammlungsnummer bezieht sich auf ein Exemplar ( ) ), das zwar auch im Rah- men dieser Probenahme gefangen wurde, jedoch lag die Untersuchungsfläche in Nordrhein-Westfalen (Kronenburg, 50.37561°N, 6.48394°E). Daher wird auf dieses Exemplar hier nicht näher eingegangen. Die anderen Individuen dieser Art befinden sich in der Sammlung des Erstautors. Die Ko- ordinaten sind in dem geodätischen Datum WGS84 ange- geben. Um eine bessere Vorstellung von der vorherrschenden Spinnenzönose an den jeweiligen Standorten zu vermitteln, werden zusätzlich die Hauptarten (nach Engelmann 1978) angegeben. Die kompletten Artenlisten werden in einer zu- sammenfassenden Arbeit gesondert veröffentlicht (Krämer- Klement et al. in Vorb.). Da bis zum jetzigen Zeitpunkt we- der eine Checkliste noch eine Rote Liste der Spinnentiere für Rheinland-Pfalz existiert, wurde zur Beurteilung der Verbreitung der Arten der Atlas der Spinnentiere Europas der Arachnologischen Gesellschaft herangezogen (Arachno- Nachweise seltener Spinnentiere inWäldern der Osteifel (Rheinland-Pfalz) (Araneae: Agelenidae, Araneidae, Linyphiidae, Theridiidae; Opiliones: Ischyropsalididae) Alexander Bach, Klara Krämer-Klement & Martina Roß-Nickoll doi: 10.30963/aramit5514 Abstract: Records of rare arachnids from forests in the Eastern Eifel (Rhineland-Palatinate, Germany) (Araneae: Agelenidae, Araneidae, Linyphiidae, Theridiidae; Opiliones: Ischyropsalididae). New species records for the Rhineland-Palatinate (Germany) from studies in forests from the Eastern Eifel region are reported. Ischyropsalis hellwigii hellwigii (Panzer, 1794) is recorded for the first time west of the river Rhine. Other remarkable species are Oreonetides quadridentatus (Wunderlich, 1972), to date known from only ten other localities in Germany, Coelotes atropos (Walckenaer, 1830), Gibbaranea omoeda (Thorell, 1870) and Robertus scoticus Jackson, 1914. Keywords : biodiversity, Eifel, forest, German arachnid fauna, Ischyropsalis hellwigii hellwigii , Oreonetides quadridentatus Zusammenfassung: Durch Studien in Wäldern der östlichen Eifel dokumentierte Erstnachweise von Spinnentieren für Rheinland-Pfalz werden vorgestellt. Mit dem Fund von Ischyropsalis hellwigii hellwigii (Panzer, 1794) gelang erstmals ein Nachweis westlich des Rheins. Weitere hervorzuhebende Arten sind Oreonetides quadridentatus (Wunderlich, 1972), die erst von zehn Standorten in Deutschland be- kannt ist sowie Coelotes atropos (Walckenaer, 1830), Gibbaranea omoeda (Thorell, 1870) und Robertus scoticus Jackson, 1914. Alexander BACH, Klara KRÄMER-KLEMENT, Martina ROSS-NICKOLL, RWTH Aachen, Institut für Umweltforschung, Worringerweg 1, 52074 Aachen; E-mail: alexander.bach@bio5.rwth-aachen.de, klara.kraemer@bio5.rwth-aachen.de, ross@bio5.rwth-aachen.de submitted 23.11.2017, angenommen 28.3.2018, online 30.4.2018

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