Arachnologische Mitteilungen 55

x Diversa nun Herr Dr. Betten , Iserlohn, ein Theridion -Weibchen und das dazu gehörende Vulva-Präparat. Er hatte das Tier im Sei- lerwald bei Iserlohn an Buchenstämmen etwa 1 m über dem Erdboden gefunden“ (Wiehle 1952: 226). In derselben Arbeit findet sich auch eine Erklärung für Wiehles Bezeichnung Hans Bettens als Arachnologen, zeigen sich doch hier u. a. Fachkenntnisse zur Biologie der Spinnen, der notwendige Blick fürs Detail, Beharrlichkeit in der Beob- achtung, die Anwendung von sowohl Feld- als auch Laborar- beit und auch die Kooperation mit Fachkollegen, einmal auf Seite 227: „Herr Betten hat dann imMai 1950 am genannten Fundort zwei )) und sieben (( gesammelt, die Tiere in der Gefangenschaft gehalten, Kopulation, Spermaaufnahme und Netzbau beobachtet und die Nachkommen aufgezogen. Er hat mir lebende Stücke zugeschickt, so daß ich die Art auch lebend kennenlernte. Je mehr ich mich mit der Angelegenheit beschäftigte, um so mehr wurde es mir zur Gewißheit, daß wir die von Menge als Th. undulatum beschriebene Art vor uns hatten, und daß diese Art von mir bisher übersehen wor- den war.“ Auf Seite 233 heißt es weiter: „Die Insertionsdauer eines Tasters hat Betten mit der Stoppuhr gemessen. […] Im Netz sah Betten neben den bei Th. melanurum vorherrschen- den ‚Angelfäden‘ auch Fangfäden für anfliegende Beutetiere.“ Auch wenn der Anlass für die langjährigen Freundschaft und rege Korrespondenz zwischen Hans Betten in Iserlohn und Hermann Wiehle in Dessau nicht mehr rekonstruiert werden kann, so sind diese doch mindestens nach den oben beschriebenen wertvollen Impulsen und Zuarbeiten, die heutzutage wohl auch eine Ko-Autorenschaft gerechtfertigt hätten, keine Überraschung mehr. Es sollte nicht überraschen, träfe man auch in anderen Ar- beiten Wiehles auf weitere Hinweise zu Hans Bettens arach- nologischen Aktivitäten, wie zum Beispiel in seiner Mono- graphie der Zwergspinnen Deutschlands (Wiehle, 1960a) bei Walckenaeria corniculan s (O. Pickard-Cambridge, 1875) (als Prosopotheca corniculans ) auf Seite 164: „Dem Verfasser haben Stücke aus Iserlohn (Betten), [...] vorgelegen“ und bei Asthen- argus paganus (Simon, 1884) auf Seite 588: „Betten legte dem Verfasser Stücke aus Iserlohn vor“. Zu eigenen arachnologischen Veröffentlichungen, wie man sie bei einer solchen Ausbildung, Fähigkeiten und In- teressen eigentlich hätte erwarten können, kam Hans Betten nicht mehr, denn er verstarb bereits am 9.4.1957 in Iserlohn an Leukämie. Seine zoologische Sammlung wurde später von seinem Bruder Bernhard zu Hermann Wiehle nach Dessau gebracht. So erscheint es immerhin möglich, dass wir nach einer Aufarbeitung des am Senckenberg-Museum befindli- chen Wiehle-Nachlasses noch einmal auf Hans Bettens Spu- ren stoßen könnten. Im Jahr 1960 erfuhr Hans Betten eine vorerst letzte post- hume Anerkennung, als Hermann Wiehle, „[d]er 76jährige Forscher mit dem eigenartigen, zu seinem Fachgebiet pas- senden Charakterkopf“, noch einmal nach Iserlohn reiste und seinen Freund und Arachnologen Hans Betten durch einen öffentlichen Vortrag im Beisein von Familienangehörigen würdigte (Westfalenpost 1960). Dank Wir danken insbesondere Herrn Rico Quaschny vom Stadtarchiv Iserlohn für den lohnenswerten Blick ins Archiv und die Kontakt- vermittlung zwischen Stefan Otto und Hans W. Betten.Theo Blick hat in bewährter Weise Impulse gegeben und auf relevante Literatur und das Stadtarchiv Iserlohn hingewiesen. Literatur Arachnologische Gesellschaft 2018 Atlas der Spinnentiere Europas. – Internet: http://atlas.arages.de (31. Januar 2018) Betten B 1957 Todesanzeige zu Hans Betten. – Iserlohner Kreisan- zeiger, 10.4.1957 Betten H 1943 Die Stinkdrüsen der Corixiden. – Zoologische Jahr- bücher, Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 68: 137-176 [= Dissertation 1941] Betten H 1951 Caraphractus cinctus Hal., ein Wasserhymnenopter (Mymaridae). – Bonner Zoologische Beiträge 2: 135-139 Kraus O 2006 Arachnologie am Senckenberg: von Wider bis Wiehle. – Arachnologische Mitteilungen 32: 1-7 – doi: 10.5431/ aramit3201 Nentwig W, Blick T, Gloor D, Hänggi A & Kropf C 2018 Spinnen Europas. Version 1.2018. – Internet: http://araneae.unibe.ch (31. Januar 2018) – doi: 10.24436/1 Prószyński J & Staręga W 1971 Pająki-Aranei. – Katalog Fauny Polski 33: 1-382 Stadtarchiv Iserlohn 2017 Bestand N 83 Nr. 15 (Lebensdokumente, Zeugnisse und Bescheinigungen von Dr. rer. nat.Hans [ Johannes] Betten, 1922-1960) und Nr. 16 (Promotionsurkunde von Hans Betten, 1941) (Dezember 2017) Westfalenpost 1960 Spinnen sterben keinen Liebestod. Kommentar (ohne Autor) zu HermannWiehles Vortrag „WunderbareWelt der Spinnen“ in Iserlohn imHerbst 1960. –Westfalenpost, 1.11.1960 Wiehle H 1952 Eine übersehene deutsche Theridion -Art. – Zoolo- gischer Anzeiger 149: 226-235 Wiehle H 1960a Spinnentiere oder Arachnoidea (Araneae). XI. Micryphantidae-Zwergspinnen. – Die Tierwelt Deutschlands 47: 1-620 Wiehle H 1960b Beiträge zur Kenntnis der deutschen Spinnenfauna. – Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere 88: 195-254 English version (for AraGes members): https://arages.de/de/mitglieder/Personen.html Stefan Otto (Leipzig), s.otto_bio@gmx.net Hans W. Betten (Iserlohn)

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