Arachnologische Mitteilungen 56

Cheiracanthiummildei in Thüringen, Beschreibung eines Bissereignisses 47 Auch Vetter et al. (2006) führen den häufigen und sel­ ten zu bestätigenden Verweis in der Literatur auf Nekrosen nach Spinnenbissen auf die unzulässige Verallgemeinerung von Tierversuchen zurück. Sie erwähnen ebenfalls die relativ harmlosen Symptome nach Bissen der Gattung Cheiracan- thium ( C. mildei inbegriffen), sowohl in den USA als auch in Australien. Letztere zusammenfassende Feststellung treffen schließ­ lich ebenso Foradori et al. (2005) in ihrer Studie zur Nekro­ serelevanz von Spinnengiften. Für ihre Tests nutzten sie die hämolytische (Schaf-Erythrozyten) sowie die nekrotische Wirkung auf Haut von Kaninchen, Meerschweinchen und Hamstern. Untersucht wurden 45 Spinnenarten (einschließ­ lich C. mildei ) mit sehr differenzierten Ergebnissen. Die aus Weimar dargelegten Bissumstände, Gebäude bzw. Nähe dazu und Nachtaktivität, passen gut zu bisheri­ gen Schilderungen aus der Literatur. Ebenso fügen sich die Bissfolgen in die Bandbreite der bisher beschriebenen Fälle ein. Starker brennender Schmerz und Rötung der Bissstel­ le sind die Regel, als Vergleich dient oft ein Bienenstich. Häufig treten auch Schwellungen und Gefühllosigkeit auf. Die Zeitdauer der Beschwerden umfasst je nach Einzelfall und subjektivem Empfinden wenige Minuten bis Stunden, im Einzelfall einige Wochen (Knoflach 2009, Muster et al. 2008, Zimmermann 2015). Im Weimarer Fall kamen noch Gänsehaut, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen hinzu. Das mehrfache Beißen hier rührt vermutlich auch daher, dass die Spinne wegen anliegender Kleidung weder flüchten noch sofort abgeschüttelt bzw. -gestreift werden konnte. Mit der damit zumindest denkbaren größeren Giftmenge ließen sich auch die Intensität der Symptome und längere Beschwerde­ dauer erklären. Danksagung Mein Dank gilt Herrn Pohl und Frau Puchert, FSU Jena – Phyle­ tisches Museum Jena, die mir das konservierte Tier zur Verfügung stellten. Dank vor allem an Dieter Martin, Untergöhren, der das ziemlich beschädigte Exemplar noch eindeutig (und zügig) deter­ minieren konnte, und der maßgeblich die Publikation beförderte. Besonders wertvoll waren die umfassenden und detaillierten Schil­ derungen des Bissopfers, Herr A., ohne die eine Veröffentlichung in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen wäre. Nicht zuletzt haben Theo Blick von der Schriftleitung, Barbara Knoflach und ein weiterer anonymer Gutachter mit ihren Hinweisen,Anregungen und Literaturbereitstellung spürbar zur Qualifizierung des Manuskripts beigetragen. Literatur Arachnologische Gesellschaft 2018 Atlas der Spinnentiere Europas. – Internet: http://atlas.arages.de (25.11.2018) Foradori MJ, Smith SC, Smith E & Wells RE 2005 Survey for potentially necrotizing spider venoms, with special emphasis on Cheiracanthium mildei . – Comparative Biochemistry and Physio­ logy C 141: 32-39 – doi: 10.1016/j.cca.2005.05.001 Knoflach B 2009 Das Dornfingersyndrom inMitteleuropa (Araneae). –Entomologische Nachrichten und Berichte 53: 69-73 Knoflach B & Horak P 2010 Giftspinnen im Überblick. In: Aspöck H (Hrsg.) Krank durch Arthropoden. – Denisia 30: 319-350 Lemke M 2018 Erstnachweise von Spinnen und Weberknechten (Arachnida: Araneae, Opiliones) für Schleswig-Holstein seit 2010 mit Hinweisen zum Gefährdungsstatus. – Arachnologische Mitteilungen 55: 10-21 – doi: 10.30963/aramit5502 Muster C, Herrmann A, Otto S & Bernhard D 2008 Zur Ausbrei­ tung humanmedizinisch bedeutsamer Dornfinger-Arten Cheira- canthium mildei und C. punctorium in Sachsen und Brandenburg (Araneae:Miturgidae).– Arachnologische Mitteilungen 35: 13-20 – doi: 10.5431/aramit3502 Nentwig W, Gnädinger M, Fuchs J & Ceschi A 2013 A two year study of verified spider bites in Switzerland and a review of the European spider bite literature. –Toxicon 73: 104-110 – doi: 10.1016/j.toxicon.2013.07.010 Schmitt M&Malten A 2007 Spinnenbissvergiftung durch Cheiracan- thiummildei L.Koch, 1864 (Miturgidae), einer hemisynanthropen Spinnenart in Deutschland. – Carolinea 65: 231-233 Thieme G 2016 Sie beißt auch in Sachsen zu. – Sächsische Zeitung 8.8.2016: 6 Vetter RS, Isbister GK, Bush SP & Boutin LJ 2006 Verified bites by yellow sac spiders (Genus Cheiracanthium ) in the United States and Australia: where is the necrosis? – American Journal of Tropical Medicine and Hygiene 74: 1043-1048 – doi: 10.4269/ ajtmh.2006.74.1043 World Spider Catalog 2018 World Spider Catalog. Version 19.5. Natural History Museum, Bern. – Internet: http://wsc.nmbe.ch (25. November 2018) – doi: 10.24436/2 Zimmermann B 2015 Erste Belege und Bissereignisse von Mildes Dornfinger ( Cheiracanthiummildei / Araneae:Miturgidae) in Vor­ arlberg (Österreich/Austria). – inatura – Forschung online 16: 1-3

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=