Arachnologische Mitteilungen 57
86 M. Hohner fentlichte Nachweise. Die Datenlage hat sich seitdem kaum verbessert, in den Nachweiskarten für die Schweiz finden sich aktuell nur sieben Nachweise (CSCF 2019). Eine ähnliche Situation fanden Novotný et al. (2017) in Südmähren in der Tschechischen Republik vor: In nur zwei Kartenquadraten war dort das Vorkommen von B. civica be- kannt. Nach gezielter Suche fand sich die Art jedoch in 86 von 92 besuchten Städten und Dörfern. Die bekannte Ver- breitung wurde so um 50 Kartenquadrate erweitert. Brigittea civica kommt praktisch flächendeckend in Südmähren vor. Die Autoren vermuten als Grund für die mangelhafte Nach- weislage ein allgemein niedriges Interesse an synanthropen Arten. Während Neunachweise gerne veröffentlicht werden, bleibt eine weitere Erforschung und Nachverfolgung der Ausbreitung aus. Eine weitere Ursache des Nachweismangels könnte sein, dass B. civica zu klein und unauffällig ist, um von Laien er- kannt und gemeldet zu werden (anders als z. B. Zoropsis spini- mana oder Argiope bruennichi ), gleichzeitig aber mit den häu- figsten Methoden systematischer Erhebungen (Boden- und andere Fallen im Freiland) wegen ihrer Bindung an Häuser nicht nachgewiesen werden kann. Es bleibt jedoch unklar, ob B. civica in Deutschland frü- her tatsächlich seltener war, oder ob der Mangel an früheren Nachweisen eher auf die allgemein geringe Sammeltätigkeit im urbanen Bereich zurückzuführen ist. Es ist auch noch zu klären, ob die Art nur im relativ warmen Regnitz/Pegnitz- tal zu finden ist, oder ebenso in den östlich davon gelegenen höheren Lagen des Frankenjura und im westlichen Teil des Schichtstufenlands.Dies müssen weitere Suchen in den kom- menden Jahren zeigen. Auch in weiteren Städten Deutsch- lands könnte eine gezielte Suche lohnend sein. Die neueren Nachweise zeigen jedenfalls, dass die Verbreitungsgrenze der Art in Deutschland deutlich weiter nach Norden und Osten reicht als von Billaudelle (1957) festgestellt (damals: Erlan- gen). Ob dem auch eine tatsächliche Arealerweiterung zu Grunde liegt, dürfte wegen der spärlichen Nachweise schwer zu beantworten sein. Google Streetview erwies sich als geeignetes Hilfsmittel, um Kandidaten für Nachweisorte im urbanen Bereich vorab zu ermitteln. Aloysius Staudt verwendete Streetview sogar, um den Nachweis von B. civica direkt anhand der auffälligen Netze zu führen. Dabei wurden Netze weitflächig im Rhein- tal, im Saarland, im angrenzenden Frankreich bis Besançon, in der Schweiz und in und um Prag entdeckt (Staudt 2010). An dieser Stelle seien alle arachnologisch interessierten Personen aufgerufen, Funde von B. civica und anderen syn- anthropen Arten an den Atlas der Spinnentiere Europas zu melden, die andernfalls unveröffentlicht und damit der Fach- welt unbekannt bleiben würden. Danksagung Ich danke Theo Blick für wertvolle Hinweise und die Ermunterung zum Verfassen dieses Artikels, Petr Dolejš für den Hinweis auf die tschechischen Untersuchungen. Dank geht auch an die Gutachter Elisabeth Bauchhenß und Hubert Höfer für hilfreiche Hinweise zum Manuskript. Literatur Arachnologische Gesellschaft 2018 Atlas der Spinnentiere Euro- pas. – Internet: https://atlas.arages.de/species/Brigittea_civica (7. Dez. 2018) Billaudelle H 1957 Zur Biologie der Mauerspinne Dictyna civica (H. Luc.) (Dictynidae,Araneida).– Zeitschrift für Angewandte Ento- mologie 41: 475-512 – doi: 10.1111/j.1439-0418.1957.tb01310.x Blick T & Scheidler M 1991 Kommentierte Artenliste der Spinnen Bayerns (Araneae) – ArachnologischeMitteilungen 1: 27-80 – doi: 10.5431/aramit0103 Blick T & Scheidler M 2004 Rote Liste gefährdeter Spinnen (Arachnida: Araneae) Bayerns. – Schriftenreihe des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz 166 (2003): 308-321 CSCF 2019 info fauna – Verbreitungskarten Tierarten – Schwei- zerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF/ CSCF). – Internet: https://lepus.unine.ch/carto/index. php?year=2000&nuesp=9886 (20. Feb. 2019) Hänggi A & Straub S 2016 Storage buildings and greenhouses as stepping stones for non-native potentially invasive spiders (Ara- neae) a baseline study in Basel, Switzerland. – Arachnologische Mitteilungen 51: 1-8 – doi: 10.5431/aramit5101 Nentwig W, Blick T, Gloor D, Hänggi A, Kropf C 2018 araneae – Spinnen Europas, version 12.2018. – Internet: https://www. araneae.nmbe.ch (7. Dez. 2018) – doi: 10.24436/1 Novotný B, Hula V & Niedobová J 2017 Insufficiency in distribu- tional faunistic data in synanthropic spiders: a case study of the occurrence of Brigittea civica (Araneae, Dictynidae) in South Moravia, Czech Republic – Acta Universitatis Agriculturae et Silviculturae Mendelianae Brunensis 65: 899-906 – doi: 10.11118/ actaun201765030899 Roberts MJ 1995 Collins Field Guide. Spiders of Britain and North- ern Europe. Harper Collins Publishers, London. 383 pp. Staudt A 2010 Fotos inGOOGLEMAPS bzw.GOOGLEEARTH „street view“ det. A. 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