Arachnologische Mitteilungen 58

Spinnen der Trockenrasen in und um Berlin 53 Anhang 1).Die Auswahl der Probeflächen erfolgte auf Grund- lage der Biotoptypenkarten von Berlin und Brandenburg (Se- natsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 2018). Es wurden nur Flächen, die dem Biotoptyp 05120 „Trocken- und Magerrasen“ nach Köstler et al. (2005) entsprachen. Als weiteres Auswahlkriterium diente das Vorkommen typischer Pflanzenarten der Sandtrockentrockenrasen, welches vor Ort durch eine vegetationskundliche Vorkartierung geprüft wur- de. Stark ruderalisierte Trockenrasen wurden ebenso wie freie Sandflächen von der Auswahl ausgeschlossen. Datenerfassung Die Spinnen wurden mittels Bodenfallen, einer Standard- methode zur Generierung robuster Daten auf der Grundlage von Aktivitätsdichten (New 1998), erfasst.Auf jeder Untersu- chungsfläche wurden vier Bodenfallen an je einer Ecke eines 6 m × 6 m (36 m²) Quadrats eingesetzt. Die Fallen bestanden aus weißen 500 ml Plastikbechern mit einem Durchmesser von 9 cm, einer Tiefe von 14 cm und waren mit einer 4 %igen Formalinlösung gefüllt. Um Beifänge von Säugetieren, Am- phibien und Reptilien zu verhindern, wurde ein Maschen- draht über den Bodenfallen platziert. Die Bodenfallen waren vom 24. Apr. 2017 bis 17. Jul. 2017 und vom 1. Sep. 2017 bis 1. Okt. 2017 aktiv und wurden jeweils im Abstand von vier Wochen geleert. Die Spinnen wurden anschließend sortiert, in 75 %igem Alkohol konserviert und mithilfe von Heimer & Nentwig (1991), Roberts (1987, 1998), Almquist (2005, 2006) und Nentwig et al. (2018) bestimmt. Die Nomenklatur richtet sich nach dem World Spider Catalog (2019). Ergebnisse Insgesamt konnten aus 18581 Individuen 194 Arten bestimmt werden (Tab. 1, Elektronisches Supplement). Das entspricht 34 % der 574 in Berlin vorkommenden Spinnenarten (Kielhorn 2017). Die Anzahl erfasster Arten pro Fläche reichte hierbei von 14 bis 60 Arten, die Individuenzahlen pro Fläche variier- ten zwischen 63 und 903. Die mit Abstand häufigste Art war Xerolycosa miniata mit 3083 Individuen. Ebenfalls häufig war Pardosa palustris (1872 Individuen), gefolgt von Asagena phale- rata (1132 Individuen) und Alopecosa cuneata (1008 Individuen). Faunistisch interessant sind der Nachweis von Talavera aperta , der als Neufund für Berlin gilt, und der Fund der in Deutschland sehr seltenen Sibianor tantulus . Weiterhin von Interesse sind 33 Arten, die einer Gefährdungskategorie der Roten Liste der Spinnen Berlins (Kielhorn 2017) zugeordnet werden konnten.Hervorzuheben sind sieben Arten – Alopeco- sa fabrilis , Bassaniodes robustus , Centromerus capucinus , Dysde- ra erythrina , Micaria dives , Walckenaeria stylifrons und Xysticus luctuosus – die als verschollen oder ausgestorben (Kategorie 0) gelten.Weitere acht Arten – Agroeca lusatica , Arctosa lutetiana , Aulonia albimana , Euophrys petrensis , Gnaphosa bicolor , Liocra- noeca striata , Ozyptila claveata und Xysticus luctator – sind vom Aussterben bedroht (Kategorie 1). Neun Arten ( Alopecosa schmidti , AttuClus distinguendus , Callilepis nocturna , Drassyllus pumilus , Ozyptila scabricula , Pel- lenes nigrociliatus , Thanatus sabulosus , Xysticus bifasciatus und Xysticus erraticus sind stark gefährdet (Kategorie 2) und wei- tere neun sind gefährdet (Kategorie 3): Agroeca cuprea , Alope- cosa trabalis , Calositticus zimmermanni , Hypsosinga albovittata , Pellenes tripunctatus , Psammitis ninnii , Styloctetor romanus , Ze- lotes aeneus und Zora silvestris . Auf den Flächen in Brandenburg wurden insgesamt 18 gefährdete Arten nachgewiesen. Nach Platen et al. (1999) sind Metapanamomops kaestneri , Micaria dives und Talavera aperta vom Aussterben bedroht (Kategorie 1), während Alo- pecosa fabrilis , Drassyllus pumilus , Hypsosinga albovittata und Pellenes nigrociliatus stark gefährdet sind (Kategorie 2). Die weiteren 11 Arten sind gefährdet (Kategorie 3): Alopecosa schmidti , Alopecosa trabalis , Argenna subnigra , Erigonoplus fo- veatus , Haplodrassus dalmatensis , Ozyptila scabricula , Pellenes tripunctatus , Psammitis ninnii , Spiracme striatipes , Styloctetor romanus und Thanatus arenarius . Abb. 1: Lage der untersuchten Sand- trockenrasen im Berliner Stadtgebiet und im Berlin-nahen Brandenburg (Gewässer sind in hellgrau dargestellt, Sandtrockenrasen in dunkelgrau) Fig. 1: Location of the investigated dry grasslands in Berlin and adjacent Bran- denburg (Water bodies are shown in light grey, dry grassland in dark grey)

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