Arachnologische Mitteilungen 58

Seltene Spinnenarten aus Blockhalden 63 Růžička hat seit fast 30 Jahren die Arthropodenfauna und besonders die Spinnen vieler Blockhalden in Mitteleu- ropa untersucht und zahlreiche Publikationen zur Methodik, den besonderen Bedingungen in den Halden sowie zu ihrer Bedeutung als Refugien verfasst (z. B. Růžička 1989, 1990, Růžička & Hajer 1996, Růžička & Zacharda 2010, Růžička et al. 2012, 2015). Systematische Erhebungen zur Spinnen- fauna von Blockhalden in Deutschland liegen dagegen bisher lediglich für das Fichtelgebirge (Fritze & Blick 2010) und den Harz (Schikora 2011, 2015) vor. Molenda (1996) hat in seinen grundlegenden Untersuchungen von Blockhalden in mehreren Regionen Deutschlands Spinnen gesammelt, aber nicht aus allen ausgewertet. Die Blockhalden im Nord- schwarzwald wurden bisher nicht auf die Arthropodenfauna untersucht. Nach der Gründung des Nationalparks Schwarz- wald 2014 wurden 2016 erstmals vereinzelte Blockhalden mit Bodenfallen auf Laufkäfer untersucht (Buse et al. 2018) und 2017 eine Studie zum Vorkommen der Blockhalden-Stachel- wolfspinne ( Acantholycosa norvegica sudetica (L. Koch, 1875)) und ihren Habitatansprüchen im Nordschwarzwald (Kastner et al. 2018) begonnen. 2018 wurden weitere Blockhalden im Schwarzwald gezielt besammelt sowie einzelne Nachweise von Spinnen in Blockhalden aus dem Jahr 2016 verifiziert. Dabei wurden sowohl einige zu erwartende Arten in Baden- Württemberg neu oder nach langer Zeit wieder nachgewie- sen, als auch ganz unerwartete Arten aus dem alpinen Raum erstmals gefunden. Material und Methoden Die untersuchten Blockhalden (Abb. 1) sind in Tabelle 1 auf- gelistet und kurz charakterisiert. Die Blockhalden im Nord- schwarzwald wurden im Rahmen einer Masterarbeit mit je- weils 10 Oberflächen-Bodenfallen von Anfang Juni bis Ende September 2017 in dreiwöchigen Abständen besammelt, in einigen Halden blieben jeweils zwei Fallen über den Win- ter fängig. Dazu wurden Plastikbecher mit 6 cm Öffnungs- durchmesser je nach Fallenstandort entweder in Substrat ein- gegraben, in Edelstahlrohren in engen Blockzwischenräumen verkeilt oder in Holzbrettchen eingehängt, die größere Lü- cken überbrückten (Stegfallen). Diese drei Bodenfallentypen sind in Kastner et al. (2018) ausführlicher beschrieben und dargestellt. Als Fang- und Konservierungsflüssigkeit wur- de Propylenglykol (Höfer et al. 2015) verwendet. Einzelne Nachweise aus anderen Zeiträumen und anderen Halden so- wie zu Vergleichsmaterial beruhen auf der Belegsammlung des SMNK. In den Halden am Altsteigerskopf und am Mel- kereikopf wurden einzelne Boden-Photoeklektoren über das Winterhalbjahr betrieben. Das sind einen 1/4 m² bedeckende Kunststoff/Zeltstoff-Fallen zur automatischen Erfassung von auf der Bodenoberfläche lebenden und im Boden schlüpfen- den Arthropoden (ecoTech https://www.ecotech-bonn.de ). Die tiefer gelegenen Halden (630–710 m ü.NN ) bestehen aus kleinstückigem Rhyolith (Abb. 2, 3) oder großblockigem Granit des variszischen Grundgebirges, die höher gelegenen aus meist großen Sandstein-Blöcken des Deckgebirges (Bau- sandstein des Untertrias, Metz 1977) (Abb. 4-7). Die Block- halde am Battert bei Baden-Baden (Abb. 8) besteht aus eher eckigen, mittelgroßen bis großen Bruchstücken aus der Ver- witterung des für die Felsgruppe am Battert typischen Fan- glomerats, einem klastischen Sedimentgestein aus vulkani- schem Rhyolith permischen Ursprungs. Die Blockhalden im Zastler-Tal sind Granithalden aus kleinen bis mittelgroßen Blöcken. Sie sind in Molenda (1996) näher beschrieben. Die arachnologischen Beobachtungen und Beifänge im Schwar- za-Tal wurden im Rahmen der Untersuchungen zum Pflege- und Entwicklungsplan für das NSG Schwarza-Schlücht-Tal gemacht (Harry 2017). Auch hier wird der geologische Un- tergrund von Silikaten gebildet, die Blockhalden bestehen aus Granitblöcken breiter Sortierung (Abb. 9). Alle gesammelten Belege sind in der Sammlung des SMNK (SMNK-ARA und SMNK-STUD) archiviert. Ver- knüpfte Daten sind in unterschiedlichen Zusammenstellun- gen in mehreren öffentlichen Portalen verfügbar (GBIF, BiN- Hum). Alle Nachweise wurden an den Atlas der Spinnentiere Europas (Arachnologische Gesellschaft 2019) übermittelt. In situ Aufnahmen der Spinnen wurden vom Erstautor mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und Makroobjekti- ven (90, 110 mm) und Zangenblitz erstellt. Bilder der Ge- nitalorgane wurden mit einer Stereomikroskopkamera (Lei- ca DFC 495 auf Z6 APO) erstellt und mit Z-Stapelsystem (Automontage, Syncroscopy, Cambridge, UK) montiert. Kör- perlängenmessungen wurden mit einem Okularmikrometer (nach Eichung) unter einem Stereomikroskop (Zeiss Stemi) ausgeführt. Abb. 1: Lage der untersuchten Blockhalden in Baden-Württemberg (Karte von Stamen Design, unter CC BY 3.0. Daten aus OpenStreetMap, under ODbL) Fig. 1: Studied scree slopes in the German state of Baden-Württemberg (Map tiles by Stamen Design, under CC BY 3.0. Data by OpenStreetMap, under ODbL)

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