Arachnologische Mitteilungen 58

Seltene Spinnenarten aus Blockhalden 67 (Nentwig et al. 2018). Aufgrund ihrer versteckten Lebens- weise und des oftmals schwer zugänglichen Lebensraum besteht die Chance, dass die Art oftmals übersehen wird. In Mitteleuropa scheint sie vegetationsarme, xerotherme Bioto- pe, wie Weinbergbrachen, Felsheiden, Steppen, Block- und Schutthalden und auch Mauern zu besiedeln (Arachnologi- sche Gesellschaft 2019, Grimm 1985). Die Blockhalde im Schwarza-Tal ist der südlichste und höchstgelegene Standort in Deutschland, aus den Alpen gibt es Nachweise aus Höhen um 1300 m (Grimm 1985). In derselben Halde wurden mit Bodenfallen und per Handfang die folgenden Arten nach- gewiesen: Pholcus opilionides (Schrank, 1781) , Meta menardi (Latreille, 1804) , Drassodes lapidosus (Latreille, 1804) und D. cupreus (Blackwall, 1834) , Sagana rutilans Thorell, 1875 (s. u.), Pardosa alacris (C. L. Koch, 1833) , Trochosa terricola Thorell, 1856 , Xerolycosa nemoralis (Westring, 1861) , Philodromus la- ricium Simon, 1875 (s. u.), Heliophanus aeneus (Hahn, 1832) . Gnaphosa bicolor (Hahn, 1833) (Abb. 12) – Zweifarbige Plattbauchspinne Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, See- bach, in den südexponierten Granit-Blockhalden SE1 und SE3 in Bodenfallen, 21. Juni - 15. Sep. 2017: 11 )) , 6 (( (SMNK-ARA 14763-14769, 14849-14851, 14894, 14905); Baden-Baden, Rhyolith-Blockhalde am Battert, Handfang nachts am 21. Juni 2018: 2 )) , 1 ( (SMNK-ARA 15679, 15711, 15712). Determination. Grimm (1985), Ovtsharenko et al. (1992) Die durch ihre gelb-orangen Femora, das dunkle Pro- und helle Opisthosoma besonders kontrastreiche Gnaphosiden- Art ist in Mitteleuropa weit verbreitet und besiedelt wär- mebegünstigte Mittelgebirgshänge (bis 1000 m) mit lich- ten Wäldern, Felssteppen (Grimm 1985) und Blockhalden (Arachnologische Gesellschaft 2019). In Deutschland liegen die Nachweise auf einem breiten Streifen vom Saarland im Westen über Hessen und Bayern bis in den Nordosten. In Baden-Württemberg ist die Art nicht häufig. Sie wurde auf der Schwäbischen Alb, in Bad Wurzach (Oberschwaben) und im Südschwarzwald gefunden (Arachnologische Gesellschaft 2019), im Nordschwarzwald wurde sie erstmals 2002–2003 von Kiechle (2005) in Grinden gesammelt. In der Roten Liste Deutschlands und Baden-Württembergs steht die Art unter der Kategorie „V“ (Vorwarnliste). Insgesamt reicht die Verbreitung der Art von Frankreich (Grimm 1985) bis nach Russland (z. B. Republik Komi, Ovtsharenko et al. 1992), im Alpenraum ist sie in der Subalpin- und Alpinstufe regelmä- ßig zu finden (Komposch pers. Mitt.). Linyphiidae Evansia merens O. Pickard-Cambridge, 1901 – Ameisengastspinnchen Neu für Baden-Württemberg (angegeben in Astrin et al. 2016) Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, Seeb- ach, Blockhalde AS 2, 20. Juni - 11. Juli 2017: 1 ( (SMNK- ARA 14829); AS 3, 23. Mai - 29. Juni 2018: 1 ( (SMNK- ARA 15797); Grinde (Bergheide) am Schliffkopf (1000 m), 25. Juni - 10. Juli 2012 (Bodenfalle): 1 ( (SMNK-ARA 08802); Bayern, Oberstdorf, Kalkrasen mit Latschen (1434 m; 47,3273°N, 10,2812°O), 19. Juni 2005: 1 ( (SMNK-ARA 06028). Determination. Wiehle (1960) Die Art ist aus Deutschland nur vereinzelt nachgewiesen und als selten klassifiziert (RL D, Blick et al. 2016). Wiehle (1960) beschreibt eindrücklich die myrmekophile Lebens- weise der Art. So fand er sie vor allem in Völkern von Formica fusca (Linnaeus, 1758) , wo sie von den Arbeiterinnen nicht beachtet wird und sogar dabei beobachtet wurde, wie sie bei einer Störung in die Schachtlöcher der Ameisen entschwand. Komposch (2002) berichtet von Einzelfängen aus Erdnes- tern von Ameisen der Formica fusca -Gruppe unter Steinen in subalpinen Zwergstrauchheiden in Nordtirol und von einem Weibchen in einem gemähten Goldschwingelrasen in Kärn- ten. Weitere, nicht im Atlas der Arachnologischen Gesell- schaft zu findende Nachweise stammen von Kiechle (2005) aus Grinden am Schliffkopf (2 Ind.) und von Bernau im Südschwarzwald (Brauckmann et al. 1997; 5 Ind.). Ihre Ver- breitung reicht von Europa bis in den russischen Kaukasus (Krasnodar) (Tanasevitch 1990). Abb. 11: Echemus angustifrons von der Blockhalde im Schwarza-Tal im Südschwarzwald, männlicher Palpus; a. retrolateral; b. ventral Fig. 11: Echemus angustifrons from the scree in the Schwarza valley in the Southern Black Forest, male palp; a. retrolateral; b. ventral Abb. 12: Gnaphosa bicolor , Weibchen von der Blockhalde am Battert bei Baden-Baden Fig. 12: Gnaphosa bicolor , female from the scree underneath the Battert rock near Baden-Baden

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