Arachnologische Mitteilungen 58

Seltene Spinnenarten aus Blockhalden 69 (Wolf 1993), aus einer Bodenfalle (1993/94) von einer ge- pflegten Grünlandbrache bei Rangendingen (südwestliches Albvorland) (Brauckmann et al. 1997), aus Bodenfallen von Grindenflächen (ehemalige Rinderweide auf Rasenbinsen- Bergheide, Triebweg für Schafe durch einen Latschenwald, 2 Tiere 2003/2004, Kiechle 2005); aus Nagold (Sammlung Hauck, 1 Tier gesammelt zwischen 1990 und 1999, ohne weitere Angaben, s. Arachnologische Gesellschaft 2019), aus Eigeltingen (Alpenvorland) (Sammlung Rose, 1 Tier von 1992, ohne weitere Angaben, s. Arachnologische Gesellschaft 2019).Weitere vereinzelte Nachweise aus Deutschland stam- men aus Mittelgebirgen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern und dem Nordostdeutschen Tiefland. Die Art ist in Europa weit verbreitet, interessanterweise fehlen Nachwei- se der Art aus weiten Teilen des mediterranen Südeuropas (Nentwig et al. 2018). Thyreosthenius parasiticus (Westring, 1851) – Wald-Scheitelspinnchen Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, See- bach, Blockhalden OK, ME2, SB1, 16. Okt. 2017 - 19. Apr. 2018, 17. Apr. - 23.Mai 2018 (in Bodenfallen): 3 )) (SMNK- ARA 15874, SMNK-ARA 15907, SMNK-ARA 15920); Bannwald Wilder See (48,56829°N, 8,23905°O; 920 m), 15. Sep. 2015 und 18. Dez. 2018: 2 (( (SMNK-ARA 11595, SMNK-ARA 12376); Freifläche am Ruhestein (48,5614°N, 8,23361°O; 1000 m), 15. Sep. 2015: 3 (( (SMNK-ARA 11648). Determination. Wiehle (1960) Die zweite Art der Gattung wird in Baden-Württemberg ebenfalls selten, aber doch regelmäßiger gefangen und ist in Deutschland weit verbreitet (Arachnologische Gesellschaft 2019), besonders zahlreich wurde sie auf Totholz gefunden (s. Blick 2012). Im Nationalpark wurden Weibchen von September bis Dezember in einem Bannwald und auf einer offenen Fläche am Ruhestein gesammelt. In drei Blockhalden wurde jeweils ein Männchen in Kopfdosen von Bodeneklektoren gefangen, die über den Winter bis April fängig blieben. Die Art er- scheint winteraktiv und hat wohl auch ihre Fortpflanzungs- periode im Winter (vgl. Wiehle 1960). Trichoncus affinis Kulczyński, 1894 (Abb. 16a-c, 17a, b) – Heide-Sichelspinnchen Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, Otten- höfen, Blockhalde KG, 1. Juni - 3. Aug. 2017: 14 )) ; Blockhal- den SE 1, SE 3, 27. Mai - 3. Aug. 2017: 24 )) 7 (( (SMNK- ARA 14790-14801, 14833-14836, 14907, 14909, 14913). Determination. Millidge (1955), Roberts (1987), Wiehle (1960) Auf der Grundlage der weitgehenden Übereinstimmung der männlichen Pedipalpen, insbesondere der Form der bei Trichoncus -Arten stets auffälligen Prolateral-Apophyse der Palpentibia, mit den Abbildungen in Millidge (1955), Wieh- le (1960) und Roberts (1987), sowie der Epigyne bzw. Vulva mit den Abbildungen in Millidge (1955) und Wiehle (1960), determinieren wir die vorliegenden Exemplare als Trichoncus affinis Kulczyński, 1894. Geringe Abweichungen von diesen Darstellungen werten wir als Ausdruck intraspezifischer Va- riabilität. Zwei später beschriebene Arten, Trichoncus hack- mani Millidge, 1955 und T. vasconicus Denis, 1944, sind in ihren wesentlichen Merkmalen T. affinis auffallend ähnlich. Synonymien zwischen diesen Arten sind nicht auszuschlie- ßen. Wunderlich (2011) vermutet beispielsweise, dass Denis (1965) als konspezifisches Männchen von T. vasconicus T. affi- nis dargestellt hat. Daher hält er die Synonymie von T. vascon- icus mit T. affinis für wahrscheinlich („quest. n. syn.“ sic.!), ruft aber korrekterweise in Erinnerung, dass die Konspezifität der von Denis (1965) dargestellten Männchen und Weibchen mit den weiblichen Syntypen in Denis (1944) nicht gewährleistet ist, da Angaben über die Herkunft des in Denis (1965) abge- bildeten Materials fehlen. Eine eindeutige Klärung kann also erst im Rahmen einer dringend erforderlichen umfassenden Revision dieser Gattung erfolgen. Wunderlich (2011) weist darauf hin, dass es in zurückliegenden Arbeiten über Trichon- cus immer wieder zu Fehlbestimmungen gekommen ist (z. B. T. affinis und T. saxicola in Miller (1947), wahrscheinlich T. vasconicus , ad part, in Denis (1965)). Seiner Meinung nach be- ruhen diese oft auf falscher Einschätzung der intraspezifischen Variabilität oder zweifelhafter Zuordnung der Geschlechter in einigen Arten. Millidge (1955) weist auf mögliche Fehl- bestimmungen von T. hackmani als T. saxicola im kontinenta- len Europa hin. Die Synonymie von Trichoncus varipes Denis, 1965 mit T. saxicola (O. Pickard-Cambridge, 1861), die von Wunderlich (2011), der das Typus-Material von T. varipes nachuntersucht hat, aufgestellt und gut begründet wurde, ist erst seit kurzem im World Spider Catalog (2019) berücksich- tigt. Verbreitung sowie Habitatpräferenzen von Trichoncus af- finis und den beiden anderen in Deutschland am häufigsten anzutreffenden Trichoncus- Arten, T. saxicola und T. hackmani , sind nicht zuletzt durch die vielen taxonomischen Unklarhei- ten innerhalb der Gattung, die sichere Bestimmungen in vie- len Fällen verhindern, nur unzureichend bekannt. In Baden-Württemberg wurden alle drei Trichoncus -Ar- ten insgesamt bisher extrem selten gefunden. Nachweise von T. affinis stammen vom Südostrand der Schwäbischen Alb Abb. 16: Trichoncus affinis , Männchen, Pe- dipalpus; a. retrolateral; b. ventral; c. pro- lateral Fig. 16: Trichoncus affinis , male palp; a. re­ trolateral; b. ventral; c. prolateral

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