Arachnologische Mitteilungen 58

72 H. Höfer, F. Meyer, T. Bauer, S. Bayer, I. Harry & L. Kastner Lycosidae Acantholycosa norvegica sudetica (L. Koch, 1875) (Abb. 22-24) – Blockhalden-Stachelwolfspinne Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, Ot- tenhöfen, Raumünzach und Seebach, in allen untersuchten Blockhalden im Nordschwarzwald, außer am Battert (s. Tab. 1 und Kastner et al. 2018), 323 )) , 299 (( (197 SMNK-ARA Serien); Oberried, Blockhalde im Zastlertal (47,91924°N, 8,00236°O; 814 m), 26.5.2018: 1 juv. (SMNK-ARA 15702); Rheinland-Pfalz,Kirn imHunsrück (49,79245°N, 7,49480°O; ca. 250 m): 1 ( (SMNK-ARA 15023). Determination. Buchar (1963) Marusik et al. (2015) fassen sechs Gattungen mit 56 Arten (World Spider Catalog 2019), die überwiegend auf Sibirien, die Mongolei und Nordasien beschränkt sind, als „ Acantholy- cosa complex“ zusammen. Innerhalb dieses Komplexes sind in den letzten Jahren zahlreiche lokale Endemiten beschrieben worden (Marusik et al. 2004). Die Gattung Acantholycosa geht auf Dahl (1908) zurück, als Typusart wird Lycosa sudetica L. Koch, 1875 (heute Acantholycosa norvegica sudetica ) angese- hen (Marusik et al. 2004, World Spider Catalog 2019). Au- ßer Acantholycosa lignaria (Clerck, 1757) bewohnen alle Acan- tholycosa -Arten montane Blockhalden (Marusik et al. 2004, 2015), nur in (sub-)arktischen Regionen auch tiefergelegene Halden. Die Nominatart Acantholycosa norvegica (Thorell, 1872) ist von Norwegen im Westen (Farlund 2019) bis zum äußersten Osten Sibiriens (Magadan) (Marusik et al. 2004: Map 2) verbreitet und ist damit die aktuell am weitesten ver- breitete Art der Gattung. Auf dieser Karte wird die Isolierung der zentralen mitteleuropäischen Vorkommen von den Nord- und Ost-Paläarktischen deutlich. Die mitteleuropäischen Blockhalden-Stachelwolfspinnen wurden von Buchar (1963) nach einem Vergleich von skandinavischen Acantholycosa norvegica mit Acantholycosa sudetica (L. Koch, 1875) anhand von Exemplaren der Uralpopulation und aus dem Riesenge- birge als Unterart Acantholycosa norvegica sudetica eingestuft. In einer späteren Arbeit nennt Buchar (1966) erhebliche Variabilität zwischen den verschiedenen (isolierten) Mittel- gebirgspopulationen (Harz, Fichtelgebirge, Riesengebirge, Böhmerwald). Der Erstnachweis in den Alpen stammt von Schmölzer (1962) von einem Nunatakker in den Ostalpen, weitere Funde von A. n. sudetica stammen aus dem Gebiet um Innsbruck und den Zillertaler Alpen (Tirol, Südtirol) und reichen bis nach Kärnten in den Ostalpen (Thaler & Buchar 1994). Die Art erscheint in den Alpen hochalpin, in Öster- reich tritt sie ausschließlich in kristallinen Blockhalden über 2000 m auf, Kropf (1996) meldet sie aber aus einer vegeta- tionsarmen Kalkblockhalde auf 1220 m im Schweizer Jura, dem westlichsten Punkt der Verbreitung. Kropf (1999) fasst die bis dahin bekannte Verbreitung von Acantholycosa norvegi- ca in Mitteleuropa zusammen und diskutiert das Arealbild in Hinblick auf die Glazialrelikt-Frage. Dabei nehmen er und andere Autoren (Buchar &Thaler 1993, Kropf 1996, Buchar & Růžička 2002) für die von ihnen behandelten Funde in Deutschland, Österreich, Schweiz und Tschechien häufiger keine subspezifische Zuordnung vor. Marusik et al. (2004: 131) bemerken aber, dass es sicherer sei, die beiden Formen aufgrund der deutlichen Isolation der mitteleuropäischen von der nord-paläarktischen Population, getrennt zu behandeln. Es bleibt abzuwarten, ob genetische Untersuchungen den Status der mitteleuropäischen Form klären können. Abb. 22: Die Blockhalden-Stachelwolfspinnen sind auf den flechtenüber- zogenen Felsblöcken sehr gut getarnt; a. Jungtier von Acantholycosa nor­ vegica sudetica ; b. Weibchen mit Eikokon; c. die Männchen sind langbeini- ger; d. Juveniles Weibchen im Portrait Fig. 22: The spiny scree wolf spiders are well camouflaged on lichen cov- ered rock blocks; a. juvenile of Acantholycosa norvegica sudetica ; b. female carrying egg-sac; c. males are long-legged; d. juvenile female in portrait

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