Arachnologische Mitteilungen 58

76 H. Höfer, F. Meyer, T. Bauer, S. Bayer, I. Harry & L. Kastner außerdem auf Ästen gefunden. Unsere Funde sind somit die ersten Nachweise aus Deutschland und nördlich der Alpen in Mitteleuropa. Die Identifikation der Belege beider Ge- schlechter wurde anhand der hier präsentierten Fotos von Christoph Muster bestätigt. Der Fund in der Blockhalde im Nordschwarzwald und der Nachweis von Denis (1938) aus den Hochlagen der Sierra Nevada deuten darauf hin, dass die Art eventuell außeralpin in solchen Reliktlebensräu- men überdauert hat. Muster (2009) diskutiert, ob alle Arten der Untergattung Artanes in den letzten Jahrzehnten star- ke Bestandsrückgänge erlitten haben. Jüngere faunistische Aufsammlungen enthalten deutlich weniger Exemplare der Gruppe als historische, auch im Vergleich z.B. mit Arten der Gattung Pulchellodromus Wunderlich, 2012. Das Vorkom- men von P. laricium unterstreicht daher die Wichtigkeit des Erhalts von Blockhalden und auch eines Nationalparks im Schwarzwald als Refugium für wenig bekannte und eventu- ell bedrohte Arten. Thanatus sabulosus (Menge, 1875) – Lichtungs-Herzfleckläufer Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, See- bach, Blockhalde SE 1, 1.-21. Juni 2017 (Bodenfalle): 1 ) (SMNK-ARA 14808). Determination. Logunov (1996), Roberts (1995) Von der von Europa bis in südliche sibirische Regionen verbreiteten Art (Logunov 1996) gibt es aus Baden - Würt- temberg nur sechs Nachweise, alle vor 2000, allerdings vom Nord-, West-, Ost- und Südrand des Schwarzwalds (Arachnologische Gesellschaft 2019). Die Art wird für Ba- den-Württemberg in der Rote-Liste-Kategorie 3 (Nährig et al. 2003) und bundesweit in V (Blick et al. 2016) gelis- tet. In Deutschland wurde sie im Saarland (in Klopfproben), in Rheinland-Pfalz, Sachsen, Brandenburg, Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern sogar etwas häufiger nachgewie- sen und zwar in (lichten) Wäldern, an Waldrändern, in Tro- cken- und Halbtrockenrasen, aber auch in vegetationsarmen Biotoptyen wie Blockhalden oder an Gebäuden. Sie ist also keine ausschließlich Blockhalden bewohnende Art, sondern sucht stark besonnte offene Stellen. Unser Fund in der nied- rig gelegenen Halde SE 1 bei Seebach passt hierzu. Salticidae Calositticus rupicola (C. L. Koch, 1837) (Abb. 14a-d) – Gebirgs-Hockling Neu für Baden-Württemberg Material. DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, See- bach, Handfang in Blockhalde AS 3, 24. Mai 2018, 1 ( (SMNK-ARA 15692). Determination. Logunov & Kronestedt (1997), Metzner (1999) Die Gattung Calositticus Lohmander, 1944, ursprünglich eingeführt für Calositticus caricis (Westring 1861), wurde erst kürzlich von einer Untergattung in den Gattungsrang erho- ben (Blick & Marusik 2018) und umfasst die Arten der Sitti- cus floricola -Gruppe (inkl. C. caricis ), für die Prószyński (2017) das subjektive Junior-Synonym Sittiflor eingeführt hatte. Sichere Nachweise der insgesamt sehr selten gefundenen Art von außerhalb der Alpen stammen alle aus Mittelgebir- gen (Vogesen, Taunus, Spessart, Harz), wo die Art in Geröll und an Felsen in Hochlagen bis 1700 m ü. NHN lebt (Schi- kora 2015). Funde aus dem Nordostdeutschen Tiefland und Hamburg liegen alle imVerbreitungsgebiet der Tieflandart C. inexpectus (Logunov & Kronestedt, 1997) und wurden vor der Abtrennung von Sitticus inexpectus von S. rupicola bestimmt (Arachnologische Gesellschaft 2019). Sie müssten überprüft werden, die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass es sich um C. inexpectus handelt. Die für Estland und Litauen gelisteten Vorkommen von S. rupicola in Nentwig et al. (2018) wurden vor der Revision der beiden Arten bestimmt und stammen direkt von der Küste. Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass auch diese Nachweise C. inexpectus betreffen. Wahr- scheinlich ist auch C. rupicola eine eiszeitliche Reliktart mit einer einstmals wesentlich größeren Verbreitung. Abb. 29: Karte mit Nachweisen von Philo­ dromus laricium in Europa, rot = überprüf- te und wahrscheinlich korrekte Nachwei- se nach Muster (2009), schwarz = eigene Nachweise Fig. 29: Map of records of Philodromus lari­ cium in Europa, red = verified and probably correct records following Muster (2009), black = own records

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