Spinnen in Haus und Hof
Unsere Wohnungen werden meist nur von wenigen Spinnenarten als Lebensraum benutzt. Das sind in der Regel solche, die in unserem (Jahreszeiten-) Klima nicht über längere Zeit im Freien überleben, daneben solche die sich „versehentlich“ im Sommer und Herbst einfinden. Die meisten Spinnen kommen nicht mit den Klima- und Ernährungsbedingungen in Häusern zu recht und sterben spätestens, wenn die Heizungen eingeschaltet werden und deshalb die Luft für Spinnen zu trocken wird. Keller oder Schuppen bieten dagegen vor allem höhlenbewohnenden Spinnenarten einen geeigneten Ersatz-Lebensraum.
Bei der Bestimmung von gefundenen oder fotografierten Spinnen helfen die Informationen im
Spinnen-Forum und Spinnen-Wiki sowie die Informationen auf der Seite Spinnen Bestimmen.
Die Zitterspinne (Pholcus phalangioides) ist die wahrscheinlich am häufigsten in Häusern angetroffene Spinnenart. Mit ihrem kompakten grauen Körper und den langen Beinen wird sie oft mit Weberknechten verwechselt. Beim genauen Hinsehen verrät sie sich aber als Echte Spinne, denn sie hat einen Vorderkörper und einen Hinterleib und sie webt ein Fangnetz, was sie deutlich von Weberknechten unterscheidet.
Bei einer Störung kann sich die Zitterspinne in rhythmische Bewegungen versetzen und ist dann bei all dem Hin und Her kaum noch zu sehen. Man kann dieses Verhalten als evolutionäre Anpassung an spinnenjagende Wirbeltiere verstehen. Ihre Beute fängt die Zitterspinne, indem sie ins Netz geratene Insekten und andere Spinnen aus sicherer Entfernung mit Spinnfäden bewirft. So kann sie auch vergleichsweise große Spinnen, wie die Hauswinkelspinnen, überwältigen. Mit ihren kleinen Giftklauen (Cheliceren) kann die zarte Zitterspinne nur kleine Löcher in ihr Beutetier beißen. So dauert es oft mehrere Tage, bis sie ein Insekt vollständig verzehrt hat. Mehr zur Art …
Eher in Kellern und Schuppen, aber gelegentlich auch in Badewanne oder Waschbecken, findet man größere braune und stark behaarte Spinnen, die oft einfach als Hausspinnen bezeichnet werden. Es handelt sich um Vertreter der Trichternetzspinnen aus verschiedenen Gattungen, (z. B. Eratigena, Tegenaria), die ein oft dreieckiges Netz in Hausecken bauen und deshalb genauer als Hauswinkelspinnen oder Winkelspinnen bezeichnet werden.
Genau in der Ecke dieses Netzes befindet sich die Wohnröhe der Spinne, die nach hinten unter das Netz zu einem „Notausgang“ führt, den geschickte Spinnensammler auch zum Fangen der Spinne nutzen. Die Spinne sitzt meist in ihrer Wohnröhre und kann blitzschnell herausrennen, wenn sich z. B. eine Mauerassel auf das mit Stolperfäden besetzte Netz verirrt. Die Spinne selbst kann mit ihren langen Beinen über die Stolperfäden steigen und das mit außerordentlicher Geschwindigkeit.
Von vielen Menschen nicht sehr gemocht, sind die europäischen Winkelspinnen völlig ungefährlich, sie lassen sich kaum zu einem Biss provozieren. Sehr unproblematisch kann die Spinne in einem Glas oder Taschentuch nach draußen befördert werden. Die in Badewannen oder Waschbecken gefundenen Exemplare sind übrigens meistens Männchen, die sich auf der Suche nach einem Weibchen in die Becken verirren und dann an den glatten Rändern nicht mehr herausfinden. Mehr Infos zur Art …
Ebenfalls meist in Schuppen gefunden wird die Fettspinne (Steatoda bipunctata), die ihren Namen ihrem stark glänzenden oft hellgrauen bis bräunlichen Hinterleib verdankt. Durch ihre dicke „Haut“ (Cuticula) verdunstet diese Spinne nur wenig Wasser und ist deshalb in der Lage in einer vergleichsweise trockenen Umgebung zu leben. In ihrer Lebensweise ist die Fettspinne sehr unscheinbar, sie fällt lediglich durch ihre kompakte Form, Größe und das fettartige Glänzen auf. Mehr zur Spinne des Jahres 2018 …
Eine in Häusern und Wohnungen häufige aber selten gesehene Spinne ist eine der interessantesten Spinnen überhaupt, die Speispinne (Scytodes thoracica). Sie ist vergleichsweise klein, nachtaktiv und bewegt sich sehr langsam auf der Suche nach Beute umher. Gelegentlich kann man ein Exemplar aufstöbern, wenn man einen Blumentopf umräumt oder in einem Regal etwas umräumt. Aber man muss schon genau hinsehen, um die Speispinne zu sehen und zu erkennen.
Einzigartig unter den Webspinnen ist die Art des Beutefangs der Speispinnen. Hat die Spinne ein Beutetier mit ihren langen Vorderbeinen berührt und erkannt, dann kann sie aus ihren Giftklauen einen Leimfaden ausspucken, den sie in hoher Geschwindigkeit zickzackförmig über die Beute wirft und diese somit am Boden festklebt. Danach kann sich die Spinne gefahrlos nähern und den lähmenden Giftbiss ansetzen. Es lohnt sich, eine Speispinne kurzzeitig in einem Glasgefäß zu halten und mit kleinen Fliegen zu füttern und sie beim Beutefang zu beobachten! Mehr Infos zur Art …
Auch besonnte Hauswände oder naturnahe Gärten liefern vielen Arten einen geeigneten Lebensraum. Die sehr ansehnliche und trotzdem oft übersehene Mauer-Zebraspringspinne (Salticus scenicus) oder andere Springspinnen (z. B. Sitticus pubescens) leben auf sonnigen Mauern, wo sie Fliegen und andere kleine Insekten jagen. Dabei bedienen sie sich ihrer unter Spinnen außergewöhnlich gut entwickelten Augen, was man auch gut beobachten kann, wenn sich eine Harlekinspinne an ein Fliege katzengleich anpirscht. Gelegentlich gelangt so eine Spinnen auch in eine Wohnung, wo sie allerdings keine günstigen Lebensbedingungen findet. Am Besten überführt man die Spinne wieder nach draußen auf die Fensterbank und schließt dann für eine Weile das Fenster. Mehr Infos zur Art …
Natürlich gibt es in Wohnungen noch andere Spinnenarten und im Garten sind die Übergänge zur Spinnenfauna natürlicher Lebensräume oft fließend. Hier gilt es erstmal, die gefundene Spinne richtig zu bestimmen, um mehr Informationen zu ihrer Lebensweise zu erhalten.In den letzten Jahren finden auch immer mehr Neubürger aus wärmeren Gefilden den Weg zu uns. In Gewächshäusern, Obstmärkten usw. kann man gelegentlich auch auf exotische Spinnenarten treffen. Den sogenannten Bananenspinnen haben wir eine eigene Seite gewidmet.
Die genannten und einige andere Spinnenarten sind normale und unproblematische „Mitbewohner“ in den Häusern und Wohnungen von Menschen. Es ist meist nicht nötig, die Spinnen zu entfernen oder gar zu töten. Wenn es dennoch einmal nötig sein sollte, z. B. eine Zitterspinne an der Decke über dem Küchentisch zu entfernen, dann lässt sich fast jede Spinne gut einfangen, indem man ein Trinkglas über die Spinne stülpt und dann langsam ein steifes Blatt Papier unter das Glas und die Spinne schiebt. Dann lässt sich die Spinne im Glas mit Deckel leicht nach draußen oder in den Keller transportieren, wo sie sich ein neues Netz bauen kann. Auch ein Papiertaschentuch kann leicht über eine Spinne gelegt werden und dann mit sanftem Griff im Taschentuch fixiert und transportiert werden. Weiterhin gibt es spezielle „Insektenfangschaufeln“ mit langem Griff zu kaufen. Diese sind jedoch meist mit sehr groben Mechaniken versehen und verletzen die Tiere unnötig. Auch die Lösung mit dem Staubsauger ist zwar für den Menschen bequem, für das Tier
jedoch meist tödlich.