ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT

Spinne des Jahres 2026

Die Streifenkreuzspinne Mangora acalypha (Walckenaer, 1802)

Die Streifenkreuzspinne, Mangora acalypha (Walckenaer, 1802), gehört zur Familie der Radnetzspinnen (Araneidae). Diese Spinnenfamilie ist die drittgrößte weltweit und besteht aus 198 Gattungen mit 3.160 Arten. Die Gattung Mangora umfasst 190 Arten, von denen in Europa aber nur diese eine Art vorkommt.

Die Streifenkreuzspinne ist paläarktisch verbreitet und kommt in ganz Europa vor. Die bevorzugte Höhenstufe ist planar-kollin (bis 800 m Meereshöhe) mit immer selten werdenderen Funden bis zu 1000 m in Deutschland und sogar bis 1500 m in Frankreich. Mangora acalypha bewohnt viele, vornehmlich sonnige Lebensräume wie Trockenrasen, Wiesen, Gärten, Ruderalstandorte und lichte Wälder. Aufgrund ihrer Häufigkeit und einer großen Habitatverfügbarkeit wird sie in den Roten Listen als nicht gefährdet eingestuft.

Text: Christoph Hörweg & Norbert Milasowszky

Beschreibung

Die Körperlänge von Mangora acalypha beträgt bei Weibchen 4,5–6 mm, die Männchen sind mit 3–3,5 mm etwas kleiner. Beide Geschlechter ähneln sich in Färbung und Zeichnung. Der Vorderleib ist einfarbig hell gelblich oder grünlich braun und weist einen schwarzen Rand sowie einen schwarzen Mittelstreifen auf; der Grundton des Hinterleibs ist weißlich-gelb. Charakteristisch ist die Zeichnung auf der Oberseite des Hinterleibs: sie besteht aus drei dunklen Streifen – genauer gesagt sind es drei Reihen schwarzer Punkte, die durch Längsstriche verbunden sind. Die Interpretation dieses Zeichnungsmusters ist sehr unterschiedlich und reicht von einfachen Streifen (daher der Populärname im deutschsprachigen Raum) bis hin zur Form eines Cricketschlägers („cricket-bat orb weaver“ in England) oder einer kleinen Flasche („mangore petite bouteille“ in Frankreich).

Lebensweise

Mangora acalypha hat eine Fortpflanzungsperiode vom späten Frühling bis zum Sommer. Geschlechtsreife Tiere sind von April bis August anzutreffen. Ab etwa Mitte Mai legt das Weibchen seine Eier ab. Der Kokon aus weißer Seide mit einem Durchmesser von 4–5 mm umschließt etwa 25 Eier. Die Jungspinnen schlüpfen noch im Juli und machen die ersten Häutungen durch; sie überwintern im Boden in Moos und Streu und im Frühjahr erfolgen weitere Häutungen der Jungspinne bis zur Reifehäutung zum geschlechtsreifen Tier.

Die Streifenkreuzspinne baut ihre Netze sowohl an der Basis der Vegetation auf niedrigen Pflanzen in der Krautschicht als auch auf Sträuchern und Büschen, meist in sonnigen offenen Habitaten. Das rund 20-30 cm breite Netz ist meist schräg ausgerichtet mit 40–60 Speichen und einem geschlossenen Zentrum (Nabe, Netzmitte) aus sehr fein gesponnenen Seidenfäden.

Die Streifenkreuzspinne baut keinen separaten Schlupfwinkel, und hält sich tagsüber meist in der Mitte des Netzes auf. Bei Störung lässt sie sich entlang eines Spinnfadens zu Boden fallen oder sucht Schutz in der umgebenden Vegetation.

Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Fluginsekten, wie Mücken und Fliegen, die sich im Netz verfangen.

In der Paarungszeit verlassen die Männchen die Wohnröhren, um sich auf die Suche nach Weibchen zu begeben. Geschlechtsreife Tiere der Gewöhnlichen Fischernetzspinne können ganzjährig angetroffen werden. Trifft ein paarungsbereites Männchen auf das Netz eines Weibchens, rüttelt es an den Signalfäden. Reagiert das Weibchen nicht aggressiv, kommt es zur Paarung, bei der das Männchen mit gespreizten Kieferklauen den Hinterkörper des Weibchens umklammert.

Nach der Paarung werden die Eier vom Weibchen in der Wohnröhre befruchtet und in einen ovalen Kokon eingesponnen; dieser enthält zwischen 60 bis 180 Eier. Die Gewöhnliche Fischernetzspinne benötigt ebenso wie ihre beiden mitteleuropäischen Schwesterarten rund zwei Jahre bis zur Geschlechtsreife.

Ähnliche Arten

Es gibt keine Verwechslungs-Arten: Die Streifenkreuzspinne ist leicht anhand der Zeichnung des Hinterleibs zu erkennen.

Text: Christoph Hörweg & Norbert Milasowszky

Die Streifenkreuzspinne ist häufig und weit verbreitet und daher ist sie bei Spaziergängen und Streifzügen in der Natur fast überall anzutreffen. Und man kann sie leicht erkennen: Nicht nur die Spinne selbst ist aufgrund ihres charakteristischen Zeichnungsmusters auf dem Hinterleib unverwechselbar, auch ihr Netz ist mit seiner hohen Anzahl an Speichen und dem feinmaschigen Zentrum von den Netzen anderer Radnetzspinnen leicht zu unterscheiden.

Mit der Wahl der Spinne des Jahres soll aber nicht nur eine „wenig beliebte“ Tiergruppe ins rechte Licht gerückt werden, sondern gleichzeitig erhoffen sich die Wissenschaftler, Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen. In diesem Sinne: halten Sie beim nächsten Spaziergang die Augen offen und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung/ihrem Foto bei der Dokumentation dieser Art.

 

Die Koordination zur Spinne des Jahres liegt beim Naturhistorischen Museum Wien, in Zusammenarbeit mit der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und der European Society of Arachnology (ESA).

Christoph Hörweg & Norbert Milasowszky

Beteiligte Länder

Albania, Austria, Belgium, Bulgaria, Croatia, Czech Republic, Denmark, Finland, France, Germany, Great Britain, Hungary, Ireland, Italy, Liechtenstein, Luxembourg, Macedonia, The Netherlands, Norway, Poland, Portugal, Serbia, Slovakia, Slovenia, Spain, Sweden, Switzerland

Unterstützende Gesellschaften

Kontakt für Europa

Dr. Milan Řezáč
Biodiversity Lab, Crop Research Institute
Drnovská 507
161 06 Praha 6 – Ruzyně
Czech Republic
reza(a)cvurv.cz

Verbreitung in Europa

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